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Eröffnung am Internationalen Museumstag: 19. Mai 2024 | 11 Uhr
Pressegespräch: 16. Mai | 11 Uhr
„Was ist besser: Urne oder Sarg? Wie kam der Tod in die Welt? Gehört ein Totenschädel in die Museumsvitrine? Was brauchst Du in Deiner Trauer? Wie blickst Du auf das Leben? Wir sind zwar ein Museum, aber alles wissen wir auch nicht. Deshalb brauchen wir Dich“ – diese direkte Ansprache an die Besucher*innen des Museums für Sepulkralkultur ist neu. Mit dazwischen soll sich ab 19. Mai 2024 ein Raum zur Auseinandersetzung mit allen Fragen der Sepulkralkultur öffnen. Das Ziel: die neue Dauerausstellung, die nach aktuellem Stand 2028 eröffnet werden soll, vorzubereiten.
„Im Jahr 2018 haben wir uns auf den Weg zu einer kompletten Neukonzeption unseres Museums gemacht, und in den kommenden beiden Jahren werden wir immer konkreter unsere neue Dauerausstellung planen. Die Ausstellung dazwischen ist ein wichtiger Meilenstein, weil wir mit diesem besonderen Format an unsere Besucher*innen herantreten“, sagt Dr. Dirk Pörschmann, Direktor des Museums für Sepulkralkultur und Geschäftsführer von dessen Trägerverein, der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal. So werden die Antworten, die die Besucher*innen des Museums in der Sonderausstellung beantworten, in die Neukonzeption des Museums einfließen.
Pörschmann: „Wir erhoffen uns, dass die Besucher*innen die partizipativen Möglichkeiten vielfältig nutzen, damit wir erfahren können, wie sie sich die Inhalte eines Museums für Sepulkralkultur vorstellen. Die Beteiligung der Besucher*innen ist somit zentrales Anliegen einer Ausstellung, die sich an alle Generationen und Kulturen in unserer Gesellschaft richtet.“
Anders als bisherige Sonderausstellungen handelt es sich bei dazwischen nicht um eine monothematische Ausstellung, sondern um eine Ausstellung, die aus Themeninseln besteht. „Ich sehe zunächst einmal eine fast klassische Ausstellung mit einer Szenografie, die uns ein Szenografiebüro erstellt hat: mit Farbkonzept, Raumeinheiten, die Themen umfassen, mit denen sich die Besuchenden befassen können. Die Vermittlung funktioniert über klassische Exponate, wie man sie bei uns gewohnt ist, in Kombination mit einer Mischung aus Kunst, Alltagskultur, Kulturhistorischem. An jeder Station, wir nennen sie auch Themeninseln, haben die Besucher*innen Möglichkeiten, mitzugestalten und mitzubestimmen“, fasst Tatjana Ahle-Rosental zusammen, Kuratorin von dazwischen. Die Szenografie stammt von der Bach Dolder GmbH, einem Darmstädter Büro für Ausstellungsgestaltung.
Zu sehen sein wird die Sonderausstellung dazwischen bis zum Auszug aus dem Gebäude – voraussichtlich 2026. Bis dahin kommt es immer wieder zu Updates innerhalb der Ausstellung. Themeninseln werden ausgewechselt, neue Fragen gestellt.
An die Themen der Ausstellung anknüpfend, wird es zudem ein ausführliches Veranstaltungsprogramm geben. Es umfasst neben Vorträgen, Lesungen und Workshops insbesondere auch Gesprächsformate – eine weitere Gelegenheit, mit den Besucher*innen in Austausch zu gehen und mit ihnen Fragen der Sepulkralkultur zu besprechen. Neu ist, dass am 26. Mai erstmals eine Veranstaltungsreihe speziell für Kinder beginnt: KLAPPE ZU, AFFE TOT richtet sich an Kinder ab 6 Jahren, für die in der Kinderlounge Lesungen und Workshops veranstaltet werden.
Jeden Mittwoch ab 17 Uhr an unserem langen Museumstag, an dem wir das Haus bis 20 Uhr geöffnet haben, wird eine öffentliche Führung durch die Sonderausstellung stattfinden.
Informationen
Öffnungszeiten Di – So 10 bis 17 Uhr | Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 8/5 Euro
Der Eintritt am Internationalen Museumstag ist frei.
Bitte beachten Sie unser vielfältiges Veranstaltungsprogramm für Kinder und Erwachsene: sepulkralmuseum.de/veranstaltungen
Motto Internationaler Museumstag 2024
„Museums for Education and Research − Museen für Bildung und Forschung“ lautet das Motto des diesjährigen Internationalen Museumstages. Damit wird der Blick auf Museen als Bildungsorte gelenkt: Ihre Themen und Sammlungen eröffnen neue Perspektiven, fördern Neugier, Kreativität und kritisches Denken. So bauen Museen Brücken zwischen Gegenwärtigem und Vergangenem und sind selbst Schnittstellen, an denen Bildung und Forschung erlebbar zusammenkommen. Seit 2020 greift das Jahresmotto vom Internationalen Museumsrat ICOM jeweils ausgewählte Ziele aus den 17 Handlungsfeldern der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung auf. Im Jahr 2024 stehen die Aspekte einer chancengerechten und hochwertigen Bildung sowie die Bedeutung von Innovation und (kultureller) Infrastruktur im Vordergrund.
Landesweite Auftaktveranstaltung in Kassel
Zur landesweiten Auftaktveranstaltung des Internationalen Museumstages in Hessen lädt in diesem Jahr das Museum für Sepulkralkultur in Kassel ein. Anlass ist die Eröffnung der Sonderausstellung "dazwischen. Du, das Leben und die Endlichkeit." Seit über 30 Jahren widmet sich das Museum den Themen Sterben, Tod, Bestatten, Trauern und Gedenken. Ab 2026 wird es temporär geschlossen, umgebaut und saniert. "Unser Ziel ist eine neue multiperspektivische Dauerausstellung. Dafür lenken wir in dieser Zwischenzeit den Blick auf aktuelle Entwicklungen, Inhalte und Fragen. Wir wollen neue Exponate finden und bestehende Exponate so in Szene setzen, dass sie persönliche Geschichte erzählen", so der Leiter des Museums für Sepulkralkultur, Dr. Dirk Pörschmann.
Auch mit der prozesshaften Ausstellung "dazwischen" werden neue Wege beschritten. Begleitet wird die Eröffnung von einer Podiumsdiskussion, die dieses Thema aufgreift und zur Debatte stellt. Moderiert von der Journalistin Amira El Ahl werden Dr. Silke Feldhoff (Partizipationsexpertin und Leiterin des Bereichs Museum bei der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel), Prof. Dr. Eckart Köhne (Direktor des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe) und Carmela Thiele (Kunsthistorikerin und Journalistin) sowie Dr. Dirk Pörschmann unter anderem darüber diskutieren, wie Museen, die sich im Auf- und Umbruch befinden, ihre gesellschaftliche Rolle künftig ausgestalten können. Der Museumsverband Hessen (MVH) möchte gemeinsam mit dem Museum für Sepulkralkultur darüber sichtbar machen, welche umfassenden Aufgaben von Museen als Aushandlungsort von Demokratie in Zeiten multipler Krisen geleistet werden.
"Museen stellen die Welt nicht im Schwarz-Weiß-Schema, sondern in ihren Ambivalenzen vor. Sie tragen durch Diskurse und kulturelle Bildung zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Entsprechend bedarf es einer Offenheit der Museen, aber auch ihrer Stärkung für diese Aufgaben durch gesellschaftliches Engagement und angemessene öffentliche Förderung" erläutert die Vorsitzende des Museumsverbandes Hessen Dr. Birgit Kümmel.
Staatssekretär Christoph Degen vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Dr. Sven Schoeller, Oberbürgermeister der Stadt Kassel und Dr. Birgit Kümmel, Vorsitzende des Museumsverbandes Hessen e.V. werden die Veranstaltung in Kassel mit Grußworten um 11 Uhr eröffnen.
Über 160 Museen in Hessen machen mit beim Aktionstag
Von Nord- bis Südhessen beteiligen sich in Hessen über 160 Museen mit mehr als 380 Aktionen am Internationalen Museumstag. Passend zum diesjährigen Motto können Kinder im Gießkannenmuseum in Gießen bei einer Entdeckungstour zu Forschenden und Gießkannenexperten und -expertinnen werden. Anlässlich der Aufnahme der "Schwälmer Weißstickerei" ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes bietet das Museum und Archiv der Schwalm in Schwalmstadt-Ziegenhain eine Führung an. Nach der Wiederöffnung des Heimatmuseum Biebesheim mit einer neu konzipierten Ausstellung im Dezember 2023 wird nun der letzte Ausstellungsbereich zum Thema "Rhein" eröffnet. Das Museum Großauheim in Hanau bietet eine Führung durch die Werkstattaustellung " ¿Angeworben – Angekommen?" an. Zum letzten Mal gibt es die Möglichkeit, die Ausstellung "Kaulbach 150. Maler, Zeichner, Illustrator" im Schloss Bad Arolsen zu besuchen. Das Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main gewährt im Museumsdepot Heusenstamm Einblicke hinter die Kulissen: Neben einer Depot-Rallye, Führungen und einer Kinderwerkstatt finden Rundfahrten in einer historischen Postkutsche statt.
Viele Museen bieten neben Aktionen vor Ort auch einen digitalen Einblick in ihre Häuser. Sie laden ein zu virtuellen Ausstellungsrundgängen, zum Durchstöbern der Sammlungen auf Online-Plattformen, Apps und Multimedia-Guides und kreative Mitmach-Aktionen erweitern das vielfältige Angebot.
Museen können sich mit geplanten analogen Angeboten am Aktionstag oder auch mit schon jetzt nutzbaren digitalen Angeboten auf der bundesweiten Plattform präsentieren. #MuseenEntdecken
Alle Informationen und das gesamte Programm finden Sie unter www.museumstag.de.
Hintergrund
Der Internationale Museumstag findet im Jahr 2024 bereits zum 47. Mal statt. Er wird jährlich vom Internationalen Museumsrat ICOM für den 18. Mai ausgerufen und in Deutschland an einem nahegelegenen Sonntag veranstaltet. Ziel des Museumstages ist es, auf die Museen in Deutschland und weltweit aufmerksam zu machen und Besucher und Besucherinnen einzuladen, die Vielfalt der Museen zu entdecken.
In Deutschland wird der Internationale Museumstag vom Deutschen Museumsbund bundesweit koordiniert und in enger Kooperation mit den Museumverbänden und -ämtern der Länder auf regionaler Ebene sowie den Museen vor Ort umgesetzt. Unterstützt wird der Museumstag von ICOM Deutschland. In diesem Jahr steht der Museumstag unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Bundesrates Manuela Schwesig.
Weitere Informationen und alle Aktionen der Museen auf museumstag.de.
Weiteres Pressematerial finden Sie unter:
museumstag.de/presse/pressematerial
museumstag.de/fuermuseen/werbemittel
museumsverband-hessen.de/presse/
Wie nachhaltig arbeitet die Bestattungsbranche? Wie können Abschiedsräume attraktiv gestaltet werden? Warum kann es wichtig sein, dass sich Unternehmen frühzeitig mit dem potenziellen Todesfall von Mitarbeiter*innen befassen, und wie wird im Internet getrauert? Diese und weitere Themen stehen auf dem Programm der transmortale XIII – der deutschlandweit einzigartigen Tagung zu den Themen Sterben, Tod und Trauer. Sie findet am 23. März 2024 im Museum für Sepulkralkultur in Kassel (Nordhessen) statt.
In vielen wissenschaftlichen Disziplinen wird das Thema Tod berührt. Die jährlich stattfindende transmortale bietet jungen Wissenschaftler*innen, die sich in der Abschlussphase einer Qualifikationsschrift befinden, Postdocs und anderen interessierten Forschenden eine Plattform für das Forschungsfeld Sterben, Tod und Trauer. Sie sind angesprochen, ihre Perspektiven in größerer Runde vorzustellen und zu diskutieren. Ziel ist eine interdisziplinäre Auseinandersetzung, die empirische und theoretische Ansätze zusammenführt und einen intensiven Austausch eröffnet.
„Welches andere Thema ist so universell wie der Tod, dass sich damit so viele unterschiedliche Fachbereiche auseinandersetzen?“, merkt Dr. Dirk Pörschmann, Direktor des Zentralinstituts und Museums für Sepulkralkultur, an, die die Fachtagung seit 2010 jährlich ausrichten. „Unser Ziel ist es, ein Bewusstsein für und ein Verstehen von Endlichkeit zu schaffen. Die Betrachtung des Themas aus unterschiedlichen Blickwinkeln ermöglicht, dass sich ein Gesamtbild zusammensetzt.“
In diesem Jahr versammeln die Beiträge Blickwinkel aus der Europäischen Ethnologie, der Sozialen Arbeit und den Südasienstudien sowie aus den Kulturwissenschaften, der Romanistik, der Medizingeschichte, Soziologie und der Germanistik. Gleich zwei Themen bieten einen aktuellen Zugang: Ein Beitrag widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit in der Bestattungsbranche, und einer nimmt auf die Herausforderung Bezug, im Sterben die Würde des Menschen zu erhalten. Weitere zwei Referate befassen sich mit dem Thema Bestattung – das eine aus der speziellen Perspektive einer Ethnie, von Hindus in Deutschland – wobei sich in diesem Fall unter der Bezeichnung Hindus eine komplexe Ansammlung aus diversen Religionsgemeinschaften und -traditionen verbirgt –, das andere im Vergleich dazu allgemein mit dem Design von Abschiedsräumen. Es folgen zwei auf geschriebenen Quellen basierende Beiträge – im ersten sind es Briefe, die nach Suiziden hinterlassen wurden, und im anderen historische Sterblichkeitsstatistiken aus England, Schottland und Irland. Zwei Denkanstöße zum aktuellen Umgang mit dem Tod entlassen wieder in die Gegenwart, einer über die Erfahrung von Tod am Arbeitsplatz und dazu, welche Folgen der Tod von Mitarbeiter*innen für ein Unternehmen hat, und ein weiterer zu der Frage, wie Medien über Trauerpraktiken im Internet berichten. Jedem Vortrag schließt sich eine kurze Diskussion an.
Ausgewählt hat die Beiträge der Arbeitskreis transmortale. Dieser basiert auf einer Kooperation zwischen dem Museum für Sepulkralkultur/ZI, dem Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Hamburg und der Stiftung Deutsche Bestattungskultur. Namentlich gehören ihm an Dr. Dirk Pörschmann (Kassel), Dr. Dagmar Kuhle (Kassel), Prof. Dr. Norbert Fischer (Hamburg), Dr. Simon Walter (Düsseldorf), Karla Alex (Heidelberg), Dr. Moritz Buchner, Stephan Hadraschek M.A. und Jan Möllers M.A. (alle Berlin).
Die Stiftung Deutsche Bestattungskultur tritt in diesem Jahr neu als Unterstützer und Kooperationspartner hinzu. Die Zusammenarbeit ist zunächst für den Zeitraum 2024–2028 vereinbart. Stephan Neuser, Geschäftsführer der Stiftung Deutsche Bestattungskultur, sagt dazu: „Wir verstehen diese Kooperation unsererseits als klares Signal für mehr Grundlagenforschung, interdisziplinären Austausch und Schaffung öffentlicher Formate zum Austausch von Erfahrungen, Gedanken und Ideen – gerade in einer Zeit, in der sich der Kultur- und Wissenschaftssektor vielerorts von Kürzungen und Einschränkungen bedroht sehen.“
Über die finanzielle Förderung der Tagung durch die Stiftung Deutsche Bestattungskultur hinaus ist Dr. Simon Walter, Kulturbeauftragter der Stiftung, auch dem Organisationsteam beigetreten: „Ich habe mich sehr über die Einladung ins Organisationsteam gefreut. Für mich ist das einerseits ein Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit als Stiftung und der immer guten Zusammenarbeit zwischen uns und der Arbeitsgemeinschaft, dem Museum und dem Zentralinstitut in Kassel; und gleichzeitig eine schöne Möglichkeit für mich persönlich, wieder ein Stück weit im wissenschaftlichen Bereich tätig zu sein.“ Eine lebendige Forschungsgemeinschaft, fügt Walter hinzu, „ist für uns ein zentrales Fundament, um die Veränderungen, die wir in der Bestattungs-, Trauer- und Friedhofskultur beobachten, auf konstruktive Weise zu begleiten“.
Teilnahmebeitrag je Tag:
50,- € / erm. 25,- € (Studierende)
Bei einer Vorbestellung bis zum 19. März kann für 27,- Euro pro Person und Tag Verpflegung (Mittagsimbiss, Kuchen, Obst, Getränke) gestellt werden. Ohne diese ist Selbstversorgung
erforderlich.
Anmeldung bis zum 19. März 2024 über info@sepulkralmuseum.de oder Tel.: 0561 91893-40
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13.12.2023 – 03.03.2024 | Museum für Sepulkralkultur
Eröffnung: 12.12.2023 | 18 Uhr
Auf der EXAMEN 2023 präsentieren 70 Studierende der Kunsthochschule Kassel ihre Abschlussarbeiten in der documenta-Halle. Eine der Absolventinnen ist die Bildende Künstlerin Andreia Bickenbach. Ihre Arbeit 18072013 ist eine multimediale Sound-Installation zum Umgang mit Sterblichkeit. Sie wird vom 13. Dezember 2023 bis 3. März 2024 im Museum für Sepulkralkultur präsentiert. Die Eröffnung findet am 12. Dezember um 18 Uhr im Museum für Sepulkralkultur statt.
Wer stirbt wann, warum und wie? Was sind die Zusammenhänge und welche Rückschlüsse lassen diese auf die jeweilige Gesellschaft zu? Welche Rolle spielt Endlichkeit für mein Leben? Mit ihrer Arbeit 18072013 möchte Andreia Bickenbach Besucher*innen dazu motivieren, sich Fragen wie diesen zu stellen. Sterben, sagt sie, ist unumgänglich. „Unsere Körper sind sterblich, sie werden vergehen. Und der Tod bringt die Dinge in Relation.“ Im 2. Obergeschoss des Museums, der stets auch einen Blick über die Kasseler Südstadt ermöglicht, schafft 18072013 Besucher*innen einen Raum zwischen Außenwelt und Innenwelt und lädt zum Verweilen ein.
Besucher*innen werden Medien zum Ausprobieren und Anfassen zur Verfügung gestellt. So kann etwa eine Schallplatte eigenhändig auf dem Schallplattenspieler gestartet werden. Unter Einbezug verschiedener Sinneseindrücke beabsichtigt die Arbeit, Erfahrungsräume im Umgang mit Sterblichkeit zu erkunden. Die Installation ermöglicht dies über die Audioebene, den Tastsinn und Mehrstimmigkeit, die sich anhand von Interviews in Zines (kleine, künstlerisch gestaltete Magazine) überträgt. Bei den Interviews handelt es sich um Gespräche zu den Themen Sterblichkeit, Ableismus und Pflegearbeit. Interviewt wurden Menschen unterschiedlicher Herkünfte, geschlechtlicher Identitäten und Altersstufen. Ein Anspruch auf eine repräsentative Erhebung bestand dabei nicht, stattdessen ging es Bickenbach um einen qualitativen, informellen Ansatz.
Was für die Besucher*innen zählt, ist das Zusammenspiel der unterschiedlichen Medien und der über sie transportierten Inhalte: Was kann entstehen, wenn die Sichtweisen aufeinandertreffen? Welche Bilder und Emotionen werden dadurch individuell freigesetzt? „Es lassen sich zahlreiche Konzepte, Herangehensweisen aus unterschiedlichen Disziplinen und Jahrhunderten zum Thema Endlichkeit finden.“ Indem sich Besucher*innen diesen widmen, können sie sich selbst eine Meinung bilden zu Fragen wie: Was mache ich mit meiner Zeit, dieser knappen Ressource? Wofür stehe ich, was ist mir wirklich wichtig, wem geht es ähnlich, wie können wir das gemeinsam angehen?
Sich der Endlichkeit bewusst zu werden, kann bei einer Entscheidungsfindung unterstützen, ist sich Bickenbach sicher.
Die Möglichkeit, sein Leben zu gestalten, betrachtet sie aber auch als abhängig von den individuellen Lebensumständen – eine Erkenntnis, die sie nach dem Tod ihrer Mutter gewonnen hat. „Ich habe seitdem viele Gespräche geführt und gemerkt, dass der Tod und die Tatsache, dass wir alle sterben werden, eine Verbindung ist.“ Insofern ist 18072013, das Datum verweist auf den Todestag ihrer Mutter, auch eine autobiografische Arbeit, die wiederum die Besucher*innen dazu bringen soll, selbst den autobiografischen Blick einzunehmen.
Andreia Bickenbach ist Student*in der Bildenden Kunst. Ihr künstlerischer Abschluss, den sie gegenwärtig erarbeitet, wird von Johanna Schaffer (Arbeitsbereich Theorie & Praxis der Visuellen Kommunikation) und Angela Anderson (Klasse Virtuelle Realitäten) begleitet und geprüft. Die Kunst- und Kulturschaffende studierte zuvor an der HU Berlin und an der staatlichen Universität in Taipeh mit Schwerpunkt Mandarin, Chinesische Kunst und Klassisches Chinesisch. Bei der documenta fifteen war sie Teil des Sobat-Sobat-Teams von Ruangrupa und sie residierte bei Project Art Works in Hastings (England). Gegenwärtig arbeitet Andreia Bickenbach an ihrer ersten Solo-Publikation zu der Installation „anotherlovestory“ und dem damit verbundenen Fotomagazin. Sie beteiligt sich darüber hinaus an feministischen Projekten in interdisziplinären Zusammenschlüssen.
Öffnungszeiten
Di – So 10 – 17 Uhr | Mi 10 – 20 Uhr
Jeden Mittwoch um 17 Uhr findet eine öffentliche Führung statt.
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Beide Abbildungen:
Ausstellungsansicht im Museum für Sepulkralkultur
Fotos: Marlene Horn
© Museum für Sepulkralkultur
Die Fotografien von Tina Ruisinger zeigen uns, was vom menschlichen Körper nach einer Kremation übrigbleibt. Es sind sensible Aufnahmen von 50 menschlichen Aschen sowie großformatige Porträts von Objekten, die zu Lebzeiten meist einen medizinischen Nutzen für die Verstorbenen hatten. Die Ausstellung wird am 1. Dezember im Museum für Sepulkralkultur eröffnet.
Die 1969 in Stuttgart geborene Fotografin Tina Ruisinger arbeitet seit den frühen 1990er-Jahren in den Bereichen Reportage, Porträt und Tanzfotografie. Auch interdisziplinäre Kunstprojekte gehören zu ihrem Schaffen. Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens hat hierbei einen hohen Stellenwert. Im Rahmen eines außergewöhnlichen Projekts hat sie die menschlichen Überreste nach einer Feuerbestattung ‚porträtiert‘.
Der Zyklus „50 Aschen“, den das Museum für Sepulkralkultur für seine Sammlung ankaufen konnte, besteht aus Fotografien, die menschliche Asche sowie darin beinhaltete Implantate wie Herzschrittmacher oder künstliche Gelenke zeigen. Auch mit in die Kremation gegebene Beigaben wie Brille, Taschenmesser oder Golfschläger haben das Interesse von Tina Ruisinger geweckt. In einem ersten Schritt hat sie die kompletten Überreste, die rein technisch im unteren Bereich des Kremationsofen auf einem Rost aufgefangen werden, fotografiert. Die Vielfalt der Ansichten des doch vermeintlich immer gleichen Materials aus Knochenresten und Asche überrascht: In Form und Farbe scheint eine vermeintliche Individualität des Leichenbrands aufzuscheinen. Sind dies Projektionen des Betrachters, der weiß, dass es die Aschen von 50 Menschen sind, die in ihren Särgen verbrannt wurden? Oder zeigt sich hier nicht tatsächlich die Einmaligkeit eines jeden Individuums in seinen Überresten?
Damit die Besucher*innen der Ausstellung „Was vom Ende bleibt“ sich selbst ein Bild eines Vorgangs machen können, der jährlich rund 750.000 Leichen in Deutschland betrifft, hat sich Tina Ruisinger entschieden, bei der Rahmung kein Glas vor die Fotografien setzen zu lassen. In einfachen Holzrahmen zeigen sich die Fotos in einer unmittelbaren Eindrücklichkeit.
Neben den 50 Aschen hat Tina Ruisinger auch Implantate fotografiert. Vor schwarzem Hintergrund schweben die von Asche befreiten Objekte wie unbekannte Gegenstände aus fremden Kulturen. Manches gibt sich in seiner ursprünglichen Funktion zu erkennen, und anderes wirkt tatsächlich so, als seien es Funde aus archäologischen Grabungen oder gar extraterrestrischen Zivilisationen.
In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Feuerbestattung (aktuell Anteil von rund 75%) zur wichtigsten Bestattungsform in Deutschland, aber auch der Schweiz, wo Tina Ruisinger lebt und arbeitet, entwickelt. Neben der Erdbestattung ist sie die für unseren Kulturkreis wichtigste Bestattungsart. Ruisingers Fotografien bringen uns dem Phänomen Kremation näher, indem sie das zeigen, was für gewöhnlich nicht sichtbar ist. Nach der Kremation werden die medizintechnischen Implantate aussortiert und die Knochenreste zerkleinert, um diese in eine Aschekapsel füllen zu können. Rund drei bis dreieinhalb Liter Volumen besitzt der Leichenbrand, der in anderen europäischen Ländern zahlreiche Formen der Beisetzung oder Weiterverarbeitung zulässt, so etwa das Verstreuen in der Natur oder die Produktion von Erinnerungsdiamanten.
„Was vom Ende bleibt“ ist eine sinnlich-ästhetische Reise in die Welt der Feuerbestattung. Sie ist zugleich Dokumentation und Wunderkammer. Sie ist eine phänomenologische Bestandsaufnahme einer alltäglichen Praxis, ohne technische Vorgänge abzubilden. Tina Ruisinger hat mit ihren Fotoapparaten und Objektiven genau hingeschaut, um zu objektivieren, was für die durch den Tod eines Angehörigen betroffenen Menschen höchst subjektives Leiden und individuelle Trauer bedeutet.
Tina Ruisinger, 1969 in Stuttgart geboren, hat an der Hamburger Fotoschule, am International Center of Photography in New York und an der Zürcher Hochschule der Künste studiert. Seit 1992 arbeitet sie als freischaffende Fotografin in den Bereichen Reportage, Porträt und Tanz, sowie an interdisziplinären künstlerischen Projekten unter Verwendung von Fotografie, Video, Sound und Text. Schwerpunkt ihrer Arbeit war immer der Mensch in seiner Lebenskraft, Unbeständigkeit und Sterblichkeit. So erzählt etwa das Buch „Traces - eine Spurensuche“ (2017) von den Dingen, die zurückbleiben, wenn ein Mensch stirbt. Ruisinger hat zahlreiche Preise und Stipendien gewonnen und ihre Arbeit international sowohl in Einzel- als auch in Gruppen-ausstellungen gezeigt. Seit 2018 arbeitet sie vermehrt künstlerisch und fototherapeutisch mit Menschen im letzten Lebensabschnitt und bildet sich fortlaufend in Fototherapie, Palliative Care und Sterbebegleitung weiter. Tina Ruisinger lebt und arbeitet in Zürich und Berlin.
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Alle Abbildungen:
Fotos: Tina Ruisinger
© Tina Ruisinger
18. November 2023 – 03. März 2024 | Kabinettausstellung in der Rotunde
Eröffnung am 17. November 2023 | 19 Uhr
Preview für Presse: 16. November | 11 Uhr
Am 29. Februar 2000 wurde der deutsche Zeichner, Maler und Bildhauer Adolf Buchleiter von seinen eigenen Bildern erdrückt. Es waren die großformatigen und gerahmten Zeichnungen aus seinem Zyklus zu Dantes Göttlicher Komödie – Arbeiten, die auch eine inhaltliche Schwere prägt. Zwölf dieser Bilder wurden nach einer Ausstellung in Kassel und vor einer weiteren in Pforzheim in seinem Haus in Kaufungen zwischengelagert. Renate Rothkegel, Buchleiters langjährige Lebensgefährtin, fand ihn dort zwischen mehreren Bildern und einer Mauer eingequetscht. Am 3. März 2000 starb Adolf Buchleiter an den Folgen seiner Verletzungen. Posthum fand Renate Rothkegel einen kleinen Zettel, auf dem Buchleiter notiert hatte: „Ausstellungen sind doch Störfälle“. Ein Satz, der nachwirkt.
Die Ausstellung MAHLSTROM präsentiert in einer Kabinettausstellung in der Rotunde drei seiner raumgreifenden Zeichnungen, in denen Adolf Buchleiter sich dem Strudel der Bilder auch in formaler Weise hingegeben hat. Zudem werden künstlerisch bearbeitete Fotografien aus der Reihe „Soldatenspiele“ gezeigt, in denen die allgegenwärtige Traumatisierung von Soldat*innen im Krieg aufscheint.
Der Mahlstrom ist ein Gezeitenstrom zwischen den Lofoten-Inseln Moskenesøy und Værøy in Norwegen, der sich aufgrund von starken Wasserwirbeln bildet. Zahlreiche Literaten, Maler und Filmemacher ließen sich von dem Naturereignis inspirieren. Auch Adolf Buchleiter hat sich von dem Naturphänomen mitreißen lassen.
Buchleiters Arbeiten der Reihe „Das Paradies ist eine Polonaise“ sind ein wahres Werk seiner Hände. Wer genau hinschaut, entdeckt feinste Striche, schematische Wiederholungen und minutiöse Schraffuren aus Bleistift und Tusche, die sich in monatelanger Arbeit zu Monumentalwerken zusammensetzten. Das spricht für sein enormes Vorstellungs- und Abstraktionsvermögen. So entstand in akribischer Arbeitsweise das Triptychon „Das Paradies ist eine Polonaise“, das aus den drei Großzeichnungen (je 244 x 172 cm) „Mahlstrom“ (1990/1991), „Reigen“ (1990/1991) und „Rhythmus“ (1991/1992) besteht. Seiner Arbeit am Bild gingen Skizzen voraus, sogenannte Schmuddelblätter; Nebenprodukte seiner künstlerischen Arbeit: Raum für Fingerübungen zum Aufwärmen und zum Ablegen der Hand beim Zeichnen. Die Finger, heißt es in einem Text der Kunsthistorikerin Regina Fischer über seine Zeichnungen zu Dantes Göttlicher Komödie, mussten zu Beginn geschmeidig gemacht werden, die Hand in Schwung kommen; erst dann habe die Arbeit am großen Format einsetzen können. Buchleiters Arbeitsprozess glich einer Meditation. Meist vom klassischen Musikprogramm des Hessischen Rundfunks begleitet, setzte die feinteilige Wiederholung der Striche einen Rhythmus voraus. „Es müsste eine Kunst kommen, die mehr Zeit braucht“, sagte Buchleiter einmal – ein Zeichen seiner Hingabe für das Bild, doch zugleich ein Plädoyer für die Langsamkeit und eine philosophisch geprägte Herangehensweise an die Kunst. Er ließ seine Arbeiten werden – seine Möglichkeit, sich intensiv zu widmen, die Bilder aus sich selbst heraus entstehen zu lassen. Hier ist eine Analogie zur Natur zu erkennen, von der er auch selbst sprach. Zelle für Zelle fügte sich ein Ganzes zusammen.
Wer vor Buchleiters Triptychon steht, wird herausgefordert: Man kann gar nicht anders, man möchte ganz genau hinsehen. Buchleiter war es stets wichtig, dass sich die Betrachter seiner Arbeiten eigene Gedanken machen. „Er wollte dem Betrachter das Denken überlassen“, sagt Renate Rothkegel, die viele Jahre mit ihm zusammenlebte und heute seinen Nachlass verwaltet. So bleibt es auch den Betrachtern überlassen, ob sie sich in den Strudel hineinziehen lassen und, so wie die etlichen geometrischen Figuren, vom Sog angezogen werden. Und auch ihn selbst haben seine Arbeiten in einen Sog gebracht: „Er fing nie vor zehn Uhr an, arbeitete dann aber auch bis nachts um 3 Uhr“, erinnert sich Renate Rothkegel. Die Bilder wollten oder mussten sogar aus ihm herausfließen. Sie drängten geradezu aus seiner Innenwelt in die Realität. Sie scheinen ihn bedrängt zu haben, bedenkt man den permanenten Schaffensdrang. Bis ihn schließlich seine materialisierten inneren Bilder, seine selbst geschaffenen Bildwelten, überwältigten – ohne Frage ein tragischer Tod, aber im Kontext seines Schaffens auf seltsame Weise konsequent.
Buchleiter ist 1929 in Heidelberg geboren, musste noch als Jugendlicher mit dem sogenannten Volkssturm in den Krieg ziehen. Er sah Kollaborateure an den Bäumen hängen – Bilder wie diese begleiteten ihn sein Leben lang. Selbst floh er damals mit einem Freund aus dem Krieg. Als er zurück in Heidelberg war, litt er unter der Falschheit der Nazis, die, um sich selbst zu retten, weiße und amerikanische Flaggen gehisst hatten.
Renate Rothkegel, die die letzten 18 Jahre seines Lebens mit ihm zusammenlebte, erinnert sich an ein von ihm geschaffenes Gemälde eines Sonnenaufgangs. Eines nachts um zwei Uhr habe er gesagt „es ist so weit“ und gestaltete den Sonnenuntergang um zu einem Panzer. Er hatte vom Ausbruch des Kuweit-Kriegs erfahren. Eine Verzweiflung über die Welt trug er bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in sich. So waren es wohl seine eigenen Kriegserfahrungen, die ihn zur Reihe „Soldatenspiele“ führten: etwa 20 Fotografien, die er selbst entwickelt hatte und mit Graphit, Farbstift und Kugelschreiber überzeichnete. „Buchleiter war ein Unzeitgemäßer, von einer gewissen Auflehnung gegen die Welt, wie sie sich darbot“, sagte Rothkegel einmal anlässlich einer Ausstellungseröffnung.
Wie das Zeichnen gehörte auch die Musik zu seinem Leben. Zwei Stunden am Tag musizierte er: auf dem Flügel, auf dem Bandoneon, mit dem Cello. Das Konservatorium der Musik in Heidelberg besucht, war er 1947-1951 Mitglied verschiedener Jazz-Formationen. Anders als sein Zwillingsbruder, der als Berufsmusiker arbeitete, blieb es für Buchleiter ein Hobby. So spielte er bis zu seinem Lebensende Bandoneon. Gesellschaft hingegen suchte er selten, lebte stattdessen radikal zurückgezogen.
Adolf Buchleiter wurde im Dezember 1929 in Heidelberg geboren. Nach dem Schulbesuch machte er eine Lehre zum Gold- und Silberschmied und schloss ein Studium an der Kunst- und Werkschule Pforzheim an. Aus der Assistenz 1955 bis 1958 bei Prof. K.H. Wienert resultierte ein Lehrauftrag in Pforzheim. Parallel arbeitete er bei Architekten und in der Schmuckindustrie und hatte Erfolge bei Wettbewerben. 1961 wurde Buchleiter als Dozent für Gestaltlehre an die Werkkunstschule Kassel berufen, 1971 zum ordentlichen Professor im Fachbereich Kunst an der Universität Kassel.
Öffnungszeiten
Di – So 10 – 17 Uhr | Mi 10 – 20 Uhr
Jeden Mittwoch um 17 Uhr findet eine öffentliche Führung statt.
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Alle Abbildungen:
© Renate Rothkegel
Die Sonderausstellung „Trost. Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“ wurde bis zum 29. Oktober 2023 verlängert. Noch bis zu diesem Sonntag um 19 Uhr können sich Besucher*innen dem Phänomen Trost über zeitgenössische künstlerische Exponate und kulturhistorische Artefakte nähern. Der Freundeskreis des Museums ermöglicht indessen den Ankauf von vier Fotografien, die dem Museum auch nach dem Abbau der Ausstellung erhalten bleiben.
Zu sammeln, zu bewahren, zu forschen und zu vermitteln ist der öffentliche Auftrag eines Museums. „Das Sammeln ist substanziell für unsere Arbeit – der jährliche Etat für Ankäufe aber zu gering. Daher bin ich sehr glücklich, dass uns der Freundeskreis bei Ankäufen unterstützt“, sagt Museumsdirektor Dr. Dirk Pörschmann. Schließlich sei es auch ein Abschiedsschmerz, der mit dem Abbau einer jeden Ausstellung einhergehe. „Es wäre noch trauriger, wenn am Ende nichts von der Trost-Ausstellung übrigbliebe.“
Die Unterstützung von 5000 Euro macht den Ankauf von vier Fotografien möglich, darunter drei dokumentarische Arbeiten und eine künstlerische. Unter ihnen ist die Fotografie „The Embrace“ des dänischen Fotografen Mads Nissen, die die Umarmung von zwei Frauen während der Corona-Pandemie in Brasilien durch eine Folie dokumentiert. „Es ist das Plakatmotiv der Ausstellung und damit die Arbeit, die dauerhaft mit der Ausstellung assoziiert werden wird“, sagt Pörschmann, der das Motiv als „schrecklich schön“ bezeichnet. „Es ist berührend, wenn man sich das vorstellt, was eine solche Umarmung in der Zeit der Corona-Pandemie bedeutete“, sagt Bertram Hilgen, Sprecher der Freund*innen des Museums. Die Freunde, so Hilgen, verstehen sich als ideelle und finanzielle Unterstützer des Hauses. „Wir geben diesem einzigartigen Museum Rückhalt aus der Stadtgesellschaft.“ Dazu zähle auch, dabei zu helfen, die Sammlung weiter auszubauen.
Auch die beiden Fotografien des äthiopischen Fotografen Mulugeta Ayene, der am 13. März 2019 trauernde Hinterbliebene an der Absturzstelle des Ethiopian Airlines-Fluges ET302 südlich von Addis Abeba, Äthiopien, zeigen, sollen angekauft werden. „Sie machen den Schmerz des Verlusts in dramatischer Weise sichtbar. Und aus dem Schmerz heraus hat sich die Sepulkralkultur ja überhaupt erst entwickelt, hat Lösungen gesucht und gefunden“, erklärt Museumsdirektor Pörschmann, der die Ausstellung mit seinem Team innerhalb eines Jahres entwickelte. „Schmerz über Verlusterfahrungen ist der kleinste gemeinsame Nenner unserer Gesellschaft.“
Mehr Kunst als Dokumentarfotografie ist die vierte Arbeit, die in den Besitz des Museums übergehen wird: „Geister II“ des Kollektivs Schaum aus Deutschland. Pörschmann: „Das Motiv öffnet einen Raum des Nachdenkens: Was macht die Säkularisierung mit Tradition und Ritualen? Begebe ich mich in das christlich-religiöse Denken, dann gehe ich davon aus, dass es nach dem Tod weitergeht. Wenn ich sage: Am Ende ist einfach Schluss, da kommt nichts mehr, dann verlieren Rituale an Bedeutung und Traditionen gehen verloren.“ Die Fotografie gibt Anlass, sich zu fragen: Ist Kirche noch wiederzubeleben? Kann man Gewesenes zurückholen? Will man das überhaupt?
Bis Sonntag, 29. Oktober, ist die Ausstellung „Trost. Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“ noch zu sehen. An diesem Tag hat das Museum bis 19 Uhr geöffnet.
Bereits ab 16 Uhr wird die Autorin und Journalistin Gabriele von Arnim aus ihrem Buch „Der Trost der Schönheit“ (Rowohlt) lesen, das Mitte August erschienen ist und sich hervorragend mit der Trost-Ausstellung verbinden lässt. Gabriele von Arnim hat sich nach ihrer Publikation „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ (Rowohlt, 2021), in dem sie über das Leiden und Sterben ihres Mannes schrieb, dem Phänomen Trost zugewandt, um mit Worten zu ergründen, was ihr selbst Halt in Zeiten der Haltlosigkeit geboten hat.
Informationen zum Freundeskreis des Museums für Sepulkralkultur
Der 2020 gegründete Freundeskreis leistet einen direkten und sichtbaren Beitrag zur Entwicklung des Hauses, ohne jedoch die inhaltliche und personelle Ausrichtung des Museums zu beeinflussen. Eine zentrale Herausforderung ist die Unterstützung der seit dem Jahr 2017 laufenden Vorbereitungen für die umfassende Neukonzeption des Museums.
Für alle, die sich in dieser Weise für die Zukunft des Museums einsetzen möchten, werden besondere Einblicke geboten, etwa mit speziellen Führungen und Veranstaltungen. Die Freund*innen des Museums erklären sich ihrerseits bereit, jährlich mindestens 150,- Euro zu spenden. Diese Spenden werden stets konkreten Zwecken zugewiesen, wie etwa der Förderung neuer Positionen in Kunst, Design und Kunsthandwerk im Kontext der Sepulkralkultur oder auch Anschaffungen von Werken für unsere Museumssammlung. Auch Projekte der kulturellen Bildung im Rahmen der wichtigen pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen können auf diese Weise unterstützt werden.
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Dirk Pörschmann und Bertram Hilgen (v.l.n.r.)
© Museum für Sepulkralkultur
Eröffnung der Ausstellung: 31. August 2023 | 19 Uhr
Zeitraum: 01. September 2023 – 29. Oktober 2023
Presserundgang am Mittwoch, 30. August 2023
Wie weit würde eine Marke mit ihrem Branding gehen? Würde jemand einen Markensarg kaufen? Der Modedesigner WOWO KRAUS präsentiert das Luxusobjekt für die letzte Reise: einen von ihm entworfenen Chanel-Sarg.
Die Feststellung, dass über das Design von Särgen wenig nachgedacht wird, hat den Modedesigner Wowo Kraus dazu bewogen, eine Kollektion von Designersärgen zu entwerfen, die auf den Stilmitteln namhafter Modehäuser basieren. Es entstanden Entwürfe für Särge für Chanel, Prada und Maison Margiela. Realisieren konnte er zunächst einen Sarg und einen Perlkranz, den er CHANEL widmete – dem Modekonzern, der von Wowo Kraus als die Repräsentantin und „Päpstin“ aller bestehenden Marken angesehen wird und der sein Logo in spektakulären Modenschauen exzessiv verwendet.
Mit dem exquisiten Sarg und der ledernen Sargwäsche kreierte Wowo Kraus ein Fetischobjekt der Marke Chanel, bei dem sich unter anderem die Frage aufdrängt, wie weit ein Modehaus mit seinem Branding gehen würde und ob es bereit wäre, seine Markenpräsenz auch auf den Bestattungsbereich auszudehnen. Der Ausstellungstitel R.I.(a)P. (für Rest in a Piece) bedient sich Wowo Kraus eines Wortspiels, das die Frage stellt, ob man bei einer Bestattung in einem exklusiven Designobjekt durchaus seinen Frieden finden könnte.
Prägende Stilelemente des Sarges sind die gesteppte Lederraute, die für die meistverkaufte Chanel-Tasche 2.55 charakteristisch ist und das typische Chanel-Logo. Dem Perlkranz aus schwarzen und weißen Muranoglasperlen liegt die Kamelienblüte zu Grunde, der emblematischen Blume des Hauses Chanel, die bis heute als variantenreiches Accessoire bei keiner Kollektion fehlen darf.
R.I.(a)P. wurde während der Berlin Art Week im September 2018 im Schaufenster eines Bestatters (Hoffmann-Bestattungen) in der Potsdamer Straße ausgestellt. Wowo Kraus versteht sich dabei nicht als Künstler. R.I.(a) P. ist vielmehr als Kommentar gedacht, um Fragen über das Wesen der Kunst aufzuwerfen: Ist der Chanel-Sarg echt oder ist er „Kunst“? Gleichzeitig soll das Luxusobjekt als Aufforderung verstanden werden, über unserer von Konsumdenken und Logomanie geprägten Gesellschaft nachdenken.
WOWO KRAUS, geb. 1979 in Samarka (RUS), studierte Modedesign am London College of Fashion und an der Middlesex University in London. Nach seinem Bachelorabschluss in „womenswear” zog er 2005 nach Paris, wo er am Institut Français de la Mode sein Studium mit einem Master abschloss. Danach folgte ein kurzer Aufenthalt bei Maison Martin Margiela im Artisanal Line Studio, wo er in die Entwicklung der Couture-Unikate eingebunden war. Im Juni 2007 begann er eine Stelle als Junior-Designer im Accessoire-Team von Emilio Pucci in Italien. Seit Oktober 2014 ist er Professor für Modedesign an der Universität der Künste Berlin. Wowo Kraus lebt in Berlin.
Veranstaltungshinweis
Sonntag, 3. September, 15 Uhr | DER LETZTE SCHREI. MODE UND TOD.
Kurzführung mit Gerold Eppler, Museum für Sepulkralkultur
Öffnungszeiten
Di – So 10 bis 17 Uhr | Mi 10 – 20 Uhr
Kommunikation: Anna Lischper | presse@sepulkralmuseum.de
Telefon: +49 561 918 93 28
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beide Abbildungen:
"Ausstellungsansicht im Museum für Sepulkralkultur"
Foto: Nasim Mohammadi
© Museum für Sepulkralkultur
Opening: 31. March2023 | 6:00pm
Duration: 01. April – 17. September 2023
Press Preview Thursday, 30. March 2023, 11 am
"Who among us does not know of moments in life when we wanted to be comforted?" (Jean-Pierre Wils)
The current special exhibition "Consolation – On the Trail of a Human Need" completes the exhibition trilogy on the topic of mourning and commemoration: "Lamento – Mourning and Tears" (2019); "Memento – In the Force Field of Memories" (2020).
The exhibition illuminates the phenomenon of consolation from various cultural, religious and artistic perspectives and reflects on how we can confront experiences of loss and the pain associated with them.
Traditionally, religions are considered a repository of consolation. Religious rituals and concepts give hope and support to both the dying and the bereaved. But people have also always sought and found comfort in literature, in the poetry of language, which can offer empathic comforting identification and connection. Likewise, this is true of music, which can transport us into healing resonances and other dimensions. Nature, encounters with animals, or mementos can also be companions through their presence in times of pain. Human togetherness, comforting conversations, closeness, and community often help to alleviate suffering.
Through contemporary artistic exhibits and cultural-historical artifacts, the exhibition provides visitors with aesthetic and sensory experiences as well as intellectual approaches to make the topic of consolation tangible in its complexity.
Presented are graphics, photographs, videos, audio and sound installations, and sculptural interventions by: Mulugeta Ayene (photography, ETH), Nancy Borowick (photography, USA), Nicola Brand-Distelhoff (design, DEU), Bazon Brock (art, DEU), EMPFANGSHALLE - Corbinian Böhm & Michael Gruber (photography, DEU), Dirk Franz (design, DEU), Hamish Fulton (photography, GBR), Jiaqi Hou (illustration, CHN), Wolf von Kries (art, DEU), Die Grüne Manufaktur - Alfons Mühlenbrock (funeral floristry, DEU), Terhi Nieminen (film, FIN), Mads Nissen (photography, DNK), Christiane Rath (art, DEU), Kerstin Röhn (music, DEU), Jérémy Lempin (photography, FRA), Ayene Mulugeta (photography, ETH), Gideon Mendel (photography, ZAF), Jiaqi Hou (illustration, CHN), SCHAUM – Alexandra Lotz & Tim Kellner (art, DEU), THERE THERE Company (film, BEL), Oliver Vogt (design, DEU), Stefan Weiller (author, DEU).
In the series of interviews produced especially for the exhibition, experts from different fields of activity and cultures talk about their concrete experiences in the context of consolation: Louise Brown (journalist and mourning speaker, Hamburg), Viviane Clauss (death companion at the multi-generation hospice Heilhaus Kassel), Jürgen Dahlfeld ("bDas Zeitliche segnen – funerals", Kassel), Emine Duman (social worker and death companion, Kassel), Karin Flachmeyer (midwife at Heilhaus Kassel), priest Martin Gies, (parish St. Antonius von Padua, Kassel), Johanna Klug (author and death companion, Berlin), Prof. Dr. Reinhard Lindner (psychotherapist, Kassel/ Hamburg), Shaul Nekrich (rabbi, Jewish Community Kassel), Stefanie Silber (documentary photographer, Hamburg).
After "Lamento" and "Memento", the artist Ella Ziegler (Berlin) is responsible for the curatorial work for the third time together with Dr. Dirk Pörschmann, with the collaboration of Dr. Ulrike Neurath and museum educator Gerold Eppler.
Dr. Jean-Pierre Wils, professor of "Cultural Theology of Morality with Special Reference to Religion" at the Faculty of Religious Studies at Radboud University Nijmegen in the Netherlands has not only written the publication of the same name, he has also profitably accompanied the curatorial process of the exhibition. (Jean-Pierre Wils. Why We Need Comfort. In the Footsteps of a Human Need, March 2023, S. Hirzel Publishers).
Opening Hours
Tue – Su 10 am to 5 pm | Wed 10 am to 8 pm
Public Guided Tour every Wednesday at 5 pm.
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Zeitraum: 15. Oktober 2022 – 5. Februar 2023
Eröffnung der Ausstellung: 14. Oktober 2022 | 19:00 Uhr
Das Leben ist einzigartig.
Und es wird enden.
Reden wir darüber.
„Wollen Sie ewig leben?“, „Wofür wollen Sie erinnert werden?“ oder „Gibt es einen schönen Tod?“ diesen und zehn weiteren existenzielle Fragen werden Besucher*innen ab Herbst 2022 in der Ausstellung Dialog mit dem Ende im Museum für Sepulkralkultur begegnen.
Das Leben ist einzigartig und es wird enden. Sprechen wir darüber!
Unter diesem Leitgedanken steht die Wanderausstellung Dialog mit dem Ende, die neben Trier an sechs weiteren Standorten in Deutschland zu sehen sein wird.
Der Tod ist das letzte Tabu. Über das Sterben spricht man nicht in einer Gesellschaft, die immer gesünder und leistungsfähiger werden will. Aber jedes Leben endet mit dem Tod. Früher oder später. Für Dialog mit dem Ende begaben sich daher die Filmemacherin Sylvie Hohlbaum und der Fotograf Steffen Baraniak auf die Suche nach Menschen in ihrer letzten Lebensphase.
Entstanden ist so ein Ausstellungsfilm sowie eindrückliche Fotografien der Protagonist*innen, die sich mit dem Lebensende konfrontiert sehen.
Dialog mit dem Ende nähert sich auf diese Weise diesem schwierigen und doch ganz alltäglichem Thema Tod an. Wie intensiv, ausgiebig oder zaghaft die Annäherung geschieht, liegt bei den Besucher*innen selbst.
Die Ausstellung bietet Raum für Gespräche und gleichzeitig laden freiwillig engagierte Vermittler*innen ein, den Dialog interaktiv mitzubestimmen, indem die Fragen der Ausstellung an einer Pinnwand beantwortet werden können.
Zu der Ausstellung gibt es ein kooperatives Rahmenprogramm mit Institutionen aus dem Raum Kassel, die mit zahlreichen Veranstaltungen den Dialog mit dem Ende in großer Vielfalt befördern werden.
In Kooperation mit der Körber Stiftung Hamburg und der Beisheim Stiftung
und
APPH Nordhessen e. V., Citypastoral, Deutscher Kinderhospizverein e. V., Evangelische Altenhilfe Gesundbrunnen (Hospiz Kassel), Evangelisches Forum Kassel, Heilhaus Kassel, Hospizverein Kassel e. V., Kasseler Hospital e. V. Hospizdienst am Palliativzentrum Nordhessen, Kleine Riesen e. V., Letzte Hilfe (Koop. mit Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung, Würdezentrum u. a.), palliativ care team Königstor.
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Kassel (18.11.2021)
Kassel. Die wichtigsten Institutionen und Verbände im deutschen Friedhofswesen haben ein deutliches Zeichen für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe gesetzt: Am Donnerstag unterzeichneten sie gemeinsam die „Charta Friedhofskultur“. Das Manifest formuliert den Wert der Friedhofskultur für die Menschen und unsere Gesellschaft. Die Charta definiert zugleich ein gemeinsames Begriffsverständnis für den öffentlichen Diskurs zum Thema Friedhofskultur und zeigt den großen Facettenreichtum dieses Kulturguts auf.
„Jeder Mensch hat das Recht auf eine würdevolle Bestattung auf dem Friedhof und ein anerkennendes Gedenken“, lautet der erste der elf Leitsätze der Charta, die alle relevanten Aspekte der Friedhofskultur in leicht verständlichen Sätzen umreißt. Dabei geht es nicht nur um zutiefst menschliche Fragestellungen rund um Trauern und Gedenken. Die Charta betont auch die kulturellen, sozialen, historischen oder integrativen Aspekte der Friedhofskultur. Unterstrichen wird unter anderem auch grüne Wert der Friedhöfe sowie die Mahnung zu Frieden und Völkerverständigung, die von Grabstätten und Denkmälern für die Opfer von Krieg ausgeht.
Im März letzten Jahres war die Friedhofskultur in Deutschland in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Im letzten Satz betont die Charta deshalb die gesellschaftliche Bedeutung für dieses Kulturgut: „Die Friedhofskultur in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe im Sinne der UNESCO zu erhalten, an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten und weiterzuentwickeln, ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung.“
An der am Donnerstag im Museum für Sepulkralkultur in Kassel unterzeichneten Charta hatten die beteiligten Verbände und Institutionen unter wissenschaftlicher Begleitung über ein Jahr an den Formulierungen gearbeitet und in intensiven Abstimmungsprozessen die Charta auf den Weg gebracht. Mit dabei waren: Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, Bund deutscher Friedhofsgärtner, Bundesverband Deutscher Bestatter, Bundesverband Deutscher Steinmetze, Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Stiftung Deutsche Bestattungskultur, Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands, Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Eine wesentliche Zielsetzung der CHARTA Friedhofskultur ist, den Wert der Friedhöfe für die Menschen und unsere Gesellschaft gemeinschaftlich zu betonen. Deshalb sind jetzt alle Kräfte im Friedhofswesen und unterstützende Institutionen sowie alle Städte und Gemeinden als verantwortliche Träger dieses Kulturguts dazu aufgerufen, der CHARTA Friedhofskultur beizutreten. Weiterführende Informationen auch zum Beitritt finden sich unter www.charta-friedhofskultur.de.
Ihr Presse-Ansprechpartner im Auftrag der Initiative CHARTA Friedhofskultur:
KURATORIUM Immaterielles Erbe Friedhofskultur , Tobias Pehle
presse@kulturerbe-friedhof.de , Tel.: 0171 7039925
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1. Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv
Die Unterzeichnenden v.l.n.r.:
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Dirk Backen, Generalsekretär
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Dr. Dirk Pörschmann, Geschäftsführer
Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Martin Struck, Vorstand
Verein der Friedhofsverwalter Deutschlands, Uwe Brinkmann, Vorstand
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V., Dr. Martin Venne, Vorstand
Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur, Tobias Pehle, Geschäftsführer
Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur e.V., Uwe Stapelmann, Vorstand
Bundesverband Deutscher Bestatter, Stephan Neuser, Geschäftsführer
Bundesverband Deutscher Steinmetze, Sybille Trawinski, Geschäftsführerin
Stiftung Deutsche Bestattungskultur, Nicole Jahr, Geschäftsführerin
Kassel (15.11.2021)
Friedhöfe sind Orte, an denen Menschen bestattet werden und wo Angehörige Trauer und Gedenken lebendig gestalten können. Das ist ihre zentrale Rolle. Seit Jahrtausenden integrieren wir damit die Toten in unser Leben. Wir haben uns eine kulturelle Möglichkeit geschaffen, würdevoll mit den Verstorbenen umzugehen und Verlustschmerz verarbeiten zu können.
Mit dem Wandel der Bestattungskultur hat sich die kulturelle und damit gesellschaftliche Bedeutung der Friedhöfe verändert. Betrachtet man die bundesweite Friedhofskultur, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Rolle des Friedhofs als zentraler Beisetzungs- und Trauerort zwar rückläufig ist, sich dafür jedoch neue wichtige Aufgaben entwickelt haben, die den Friedhof in seinen gesellschaftlichen Leistungen und Funktionen erweitern. Diese ergänzen den Friedhof als Ort von Beisetzung, Trauer und Gedenken maßgeblich.
Seit 2019 haben sich die führenden nationalen Organisationen im Bereich der Friedhofskultur in einem Runden Tisch organisiert, der bei der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. in Kassel angesiedelt ist. Ziel ist die Bündelung vielfältiger Kompetenzen, um die Möglichkeiten, Aufgaben und Leistungen des Friedhofs gegenüber einer breiten Öffentlichkeit klarer vermitteln und bewerten zu können. Der „Runde Tisch zur Friedhofskultur im 21. Jahrhundert“ ist ein Forum, das aktuelle Entwicklungen diskutiert und in die Öffentlichkeit trägt. Darüber hinaus bietet er die Möglichkeit, Projekte zu entwickeln, Forschung zu fördern oder auch Unterstützung anzubieten, wie aktuell für die durch das Jahrhunderthochwasser an der Ahr massiv zerstörten Friedhöfe.
Friedhöfe sind soziale Orte, Orte der Kommunikation, der Erholung und der kulturellen Vielfalt. Inmitten unserer durch Asphalt und Beton sowie durch Verkehr und Lärm geprägten Städte sind sie vielerorts zu Oasen der Kontemplation geworden. Die gepflegten und öffentlich zugänglichen Grünflächen sind Sphären der Biodiversität, die eine beruhigende Wirkung für Trauernde oder Erholungssuchende entfalten und dabei gleichzeitig das städtische Mikroklima positiv beeinflussen; zudem bieten sie Flora und Fauna einen dauerhaften Rückzugs- und Entfaltungsort. Unsere über viele Jahrzehnte, teils Jahrhunderte gewachsenen Friedhöfe sind zu Depots der ökologischen Vielfalt inmitten unserer Zivilisation geworden.
Friedhöfe werden über die Gebühren der Nutzer finanziert und diese beziehen sich auf Leistungen, die im Bereich von Bestattung und Grabunterhaltung erbracht werden. Doch nutzen Hinterbliebene nicht nur Abschiedshalle und Grabstelle, sondern sie tragen mit ihren finanziellen und pflegerischen Möglichkeiten maßgeblich dazu bei, dass Friedhöfe mehr sind als Trauerorte. Wenn sich die öffentlichen Leistungen und Funktionen von Friedhöfen jedoch hin zu einer gesamtgesellschaftlichen Relevanz erweitern, muss die Frage diskutiert werden, wie sich dies in der Finanzierung von Friedhöfen abbilden kann. (siehe v. a. die Mitteilungen des VFD sowie des AKF). Hierzu sollte eine nachvollziehbare Bewertungsgrundlage aller gesellschaftsrelevanten Funktionen des Friedhofs gegenüber den lokalen Verantwortlichen vermittelt werden, um in der Kommunal- und Landespolitik aber auch gegenüber der breiten Öffentlichkeit eine Sensibilisierung für die mannigfaltigen Werte unserer Friedhöfe zu ermöglichen.
Beigefügt finden sich Stellungnahmen zum so genannten grünen Wert der Friedhöfe, die von folgenden Organisationen verfasst wurden:
Folgende Aspekte lassen sich in den Stellungnahmen als gemeinsamer Konsens finden:
Der Runde Tisch zur Friedhofskultur im 21. Jahrhundert wird koordiniert und moderiert von der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V., und er setzt sich aktuell aus den folgenden Organisationen zusammen (in alphabetischer Reihenfolge):
Since its foundation in 1954, the Study Group Cemetery and Monument (Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V.) has been the leading cultural institution in the field of cemetery and funeral culture in Germany. With more than 65 years of experience and a membership structure that includes a wide range of professions, the Study Group has become a unique international network with outstanding expertise.
The members are active in research and science, garden and landscape planning, grave and tomb design, funeral services, cemetery administration, social services and palliative and hospice work. Therefore, the working group is a competent partner in all questions of cemetery, funeral and mourning culture.
The Study Group sees itself as a forum for the discussion of current developments and as a platform for the presentation of future-oriented projects. It is committed to the preservation and protection of traditional forms of cemetery and funeral culture, where they are integrated into social life as a component of cultural identity. The Study Group focuses on the professional groups that are confronted with dying, death, mourning and remembrance in their daily work. For people from these occupational groups, the Study Group offers consultation and further training in various formats.
These include advice on the planning and design of cemeteries, the design of gravestones and questions of cemetery law. The seminars and advanced training courses include, for example, offers for people from the helping professions, on the practice of burial and a customer-oriented approach to relatives, on the design of cemeteries and graves and on the conception of cemetery tours. Extensive conferences on topics from the field of cemetery and burial culture take place regularly.
The members of the Study Group are united by their interest in the manifold aspects of sepulchral culture. Motivation for a membership in the association is, for example, the commitment to the preservation and care of cultural-historical evidence of the sepulchral culture, the work on new design concepts or the intention to integrate the cultural values of the association into the professional field of activity as well as scientific research.
The Central Institute for Sepulchral Culture conducts basic research through scientific studies of historical cemeteries, grave signs, event-related and personal monuments, mourning and burial customs, developments in dealing with dying and death as well as research into development trends. With the Museum for Sepulchral Culture, the Central Institute is today a recognised research centre in the German museum landscape and is also regularly involved in scientific national and international conferences. Scientific conferences are regularly held with various cooperation partners, e.g. universities.
It is the editor of the Kassel Studies on Sepulchral Culture (currently 19 volumes) and the Kassel Manuscripts on Sepulchral Culture, the Large Encyclopaedia On Funeral And Cemetery Culture (five volumes) and is responsible for the publication of the journal for Sepulchral Culture. The Central Institute is also responsible for a scientific library, a photo and music archive.
The Museum for Sepulchral Culture has existed as a cultural institution of national importance since 1992 and is the only institution in the world that is committed exclusively to cultural and scientific standards and deals with death in all its facets. The term "sepulchral culture" is derived from the Latin "sepulcrum" and means grave, burial place. The term covers all manifestations that have developed in connection with dying, death, burial, mourning and commemoration: burial and mourning rites and customs, but also artistic views of dying and death. Dying, burial, mourning and commemoration have been subject to major changes in practice and their public perception for two decades. The museum offers special opportunities to explore, contextualise and communicate these processes.
The Museum for Sepulchral Culture has existed as a cultural institution of national importance since 1992 and is the only institution in the world that is committed exclusively to cultural and scientific standards and deals with death in all its facets. The term "sepulchral culture" is derived from the Latin "sepulcrum" and means grave, burial place. The term covers all manifestations that have developed in connection with dying, death, burial, mourning and commemoration: burial and mourning rites and customs, but also artistic views of dying and death.
Dying, burial, mourning and commemoration have been subject to major changes in practice and their public perception for two decades. The museum offers special opportunities to explore, contextualise and communicate these processes.
The permanent exhibition presents numerous exhibits from the Christian Occidental sepulchral culture: from shrouds, reapers, hourglasses, medieval funeral dances, artistically painted coffins and skulls to mourning jewellery and hearse. They are predominantly part of everyday and utility culture and document the strategies of people in dealing with finiteness.
In addition, the museum provides exemplary insights into the burial rites of various religions and cultures in Germany. The topic of burials of migrants in German cemeteries has become increasingly important in recent years, and this is also reflected in the burial culture. They all have their own burial forms and rituals.
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All images:
© Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv | Foto: Maja Wirkus
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut für Sepulkralkultur
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25–27
D-34117 Kassel | Germany
Tel. +49 (0)561 918 93-0
info@sepulkralmuseum.de