8. Juli 2016 – 18. September 2016
Unter dem Titel ECHOS präsentierte das Museum für Sepulkralkultur künstlerische Arbeiten aus der Kunsthochschule Kassel. Verschiedene Themen und Einzelpositionen wurden aufgegriffen und in einem assoziativen Zusammenhang präsentiert. Es wurden Spuren von Vergangenem verfolgt, Symbiosen und Metamorphosen aufgezeigt und Erinnerungen (re-)konstruiert. Das Spektrum der Arbeiten reicht von Malerei, Zeichnung, Bildhauerei und Fotografie bis zu Installation und Video. Die Auswahl wurde von der Galerie Coucou und dem Museum getroffen. Das alle Arbeiten Verbindende ist die persönliche Auseinandersetzung mit Leben, Tod und Erinnerung.
In der Arbeit SEPULTURA (port. = Grab) von Caroline Bernhardt werden Tabakschwärmer, die in der Forschung als Versuchsobjekte dienen, in kleine Porzellanhüllen gebrannt. Beim Brennvorgang verfestigt sich die äußere Hülle, und im Inneren findet eine Verwandlung statt. Bernhardt, die neben Kunst auch Biologie studiert, bringt die Nachtfalter zurück in ihre Kokons.
Die filigranen LINOLEUMOBJEKTE von Valeria Abendroth spielen mit dem Einschneiden der Linien in das Material. Durch die hochstehenden Linolausschnitte entsteht ein Wechsel aus Licht und Schatten, der weibliche Gesichtszüge erkennen lässt.
Die Arbeit UNTER DEM FIRMAMENT von Paul Diestel resultiert aus der Auseinandersetzung mit keltischen Hügelgräbern bei Ostheim vor der Rhön. Der konkave Innenraum wird zum Firmament, zur eigenen Welt der Verstorbenen. Der Künstler verwandelt die Leere in Formen.
Eric Schäfer begibt sich mit seiner Installation O. T. (ANAGRAMM) auf eine düstere Reise durch die Abgründe der menschlichen Psyche. Popkulturell bekannte, verfremdete Fotoarbeiten, Zeichnungen mit mythologisch-okkulter Anmutung und eine Leuchtschrift lassen Erinnerungsfetzen auftauchen und eine unheimliche, wahnhafte Atmosphäre entstehen.
Für die Videoinstallation DAS TAL DER GEFALLENEN schreitet Marina Rengel Lucena die franquistische Gedenkstätte ab, jener Kult- und Begräbnisstätte des spanischen Diktators Francisco Franco und zehntausender im spanischen Bürgerkrieg Gefallener, die hier in Massengräbern verscharrt wurden. Die spanische Regierung verhindert bis heute eine Aufarbeitung der historischen Tatsachen. Ein Signal der Aussöhnung lässt weiter auf sich warten.
PARASITÄRE SYMBIOSE von Dominic Fey zeigt Körper von Wasserinsekten in fleischfressenden Pflanzen. Die Organe und die strukturelle Ähnlichkeit der Lebewesen verbinden sich hierbei wirklich um eine Symbiose oder um das langsame Ableben des Wirts?
Silke Kleine Kalvelage fand auf einem Friedhof zahllose entsorgte Plastikblumen. Die scheinbar nie alternden Plastikblumen warfen Fragen auf, Fragen nach dem, was am Ende übrig bleibt. In der Arbeit CYCLOPENTAN verweben sich Bilder und Geschichten zu einem Lied über das Vergehen.
In dem Video MIKA verarbeitet Clara Winter den gewaltsamen Tod eines nahestehenden Freundes. Dabei verschränkt sie ihre Tagebuchaufzeichnungen mit Bildern, die in einer Art Notwehr des Handeln-Wollens aufgenommen zu sein scheinen.
Der belgische Zwangsarbeiter Frans musste während des Zweiten Weltkrieges in den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken in Kassel-Bettenhausen arbeiten. Leonie Liora Fischer rekonstruiert in ihrer Arbeit DA IST URGROSSVATER FRANS ÜBER DIE MAUER GESPRUNGEN den täglichen Weg vom Wohnlager bis zu seiner Arbeitsstelle.
Die Filmemacherin Julia Johanna Geiß macht sich in VIER DANACH auf die Suche nach den vier Vätern, die aufgrund eines HIV-verseuchten Präparates für Bluterkranke starben. Sie findet mehr als nur eine Hinterlassenschaft von monatlichen Entschädigungszahlungen der Pharmaindustrie.
In Thilo Jenssens serieller Arbeit RIGOR sind Ikonen oder Vertreter*innen verschiedener Ideologien und Überzeugungen porträtiert. Jenssens Malerei betritt den Raum zwischen Rausch, Lust und Tod und erzeugt bei dem*r Betrachter*in neue Sichtweisen in der Begegnung mit den Porträtierten.
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut für Sepulkralkultur
Museum für Sepulkralkultur
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