Hart Island 

Melinda Hunt und Joel Sternfeld

Nach den Stationen Ulm und Manchester präsentiert das Museum für Sepulkralkultur die Gemeinschaftsarbeit „The Hart Island Project“ der beiden in New York lebenden Künstler*innen Melinda Hunt und Joel Sternfeld. Hart Island ist eine Insel in Sichtweite von New York City und wird seit über 125 Jahren als Armenfriedhof der amerikanischen Metropole genutzt. Heute werden dort die Beerdigungen von Insassen einer benachbarten Haftanstalt ausgeführt, die für ihre Tätigkeiten jeden Morgen auf die menschenverlassene Insel befördert werden. Hunt und Sternfeld begleiteten sie zwei Jahre dabei. „Wir machten die Reise ein oder zweimal im Monat, um den Wechsel der Jahreszeiten einzufangen. Jedes Mal schien es, als würden wir den Fluss Styx überqueren.“

Die von Sternfeld sorgfältig komponierten Fotografien zeigen, wie die Natur die Vergangenheit zu verschlingen droht. Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich in Details Hinweise auf die wechselvolle Geschichte von Hart Island.

Die künstlerischen Installationen von Melinda Hunt umrahmen die Fotografien mit Zeitungsausschnitten, Kopien von Sterbeurkunden sowie handgeschriebenen Notizen der Gefangenen, die jeden Tag die unbekannten Toten begraben müssen.

In dem spannungsvollen Zusammenspiel von Fotografie und skulpturaler Installation entwickelt sich – von Melinda Hunts reichhaltigen Recherchematerial begleitet – eine kritische, von soziologischen wie künstlerischen Strategien durchzogenen Reflexion über das häufig oft auch in Europa verdrängte Verhältnis der Gesellschaft zu ihren Toten.