10. August – 13. Oktober 2019
Kabinettausstellung
„Wenn Du über mich lästern willst, dann nimm Dir lieber einen Stuhl und setz Dich zu mir!“
(Titel eines populären afrikanischen Waxprint Stoffes)
Der in Frankfurt lebende Künstler Martin Wenzel zeigt Särge und Urnen, die von einem Arbeitsaufenthalt in Ghana 2017 im Atelier des Sargschreiners und Künstler Kudjoe Affutu inspiriert wurden.
Seine Arbeiten stellen einen ironischen, witzigen, aber auch provokanten Kommentar zu unserem Bestattungswesen dar. Der interkulturelle Austausch wurde durch ein Stipendium der Hessischen Kulturstiftung gefördert.
Martin Wenzel (*1979), Absolvent der Hochschule für Gestaltung Offenbach und der Frankfurter Städelschule, beschäftigt sich mit Dingen, die auf der Straße herumstehen, die in seinem Atelier (ehemaliger Luftschutzkeller) reichhaltig zu finden sind, auch die Anordnung eines Sperrmüllhaufens kann sein Interesse wecken. Objekte, die im Alltag oft unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen, liefern Wenzel sowohl die verschiedensten Materialen als auch das ästhetische Potential für seine skulpturalen Arbeiten und Installationen.
Diese explizit handwerklich-physische Auseinandersetzung mit Form- und Gestaltungsstrukturen hat den in Frankfurt lebenden Künstler auch zu seinem Reiseprojekt veranlasst: Martin Wenzel hat im Winter 2017 mit einem Stipendium der hessischen Kulturstiftung zwei Monate im Atelier des ghanaischen Sargbauers Kudjoe Affutu (*1985) gearbeitet und die Kunst dieses in der Region Greater Accra verbreiteten, traditionellen Handwerks kennengelernt. Figürliche, aus Holz handgearbeitete Särge werden bei den Ga seit Anfang des 20. Jahrhunderts zur Bestattung verwendet; seit den 1960er Jahren werden, dem jeweiligen Status und Tätigkeitsfeld entsprechend, auch Verstorbene der christlichen Gemeinden in Tier- oder Gemüseformen, im Mercedes Benz oder einem Mobiltelefon beerdigt.
Kudjoe Affutu ist weit über Ghana hinaus bekannt, seine Sargarbeiten werden inzwischen in Nachbarländern benutzt und international in Ausstellungen und Sammlungen gezeigt – u. a. in New York, dem Pariser Centre Pompidou, in Basel und auch im Frankfurter Museum für Moderne Kunst. Bei der Planung und Durchführung dieser Reise wurde Martin Wenzel unterstützt von der Schweizer Ethnologin und Kunsthistorikerin Regula Tschumi, sie hat die Geschichte und Praxis der Sargbaukunst in Ghana grundlegend erforscht.
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
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