1. September 2012 – 27. Januar 2013
Schwarz ist keine Farbe! Schwarz ist „nur“ ein Farbempfinden – allerdings von unglaublicher Strahlkraft!
Schwarz kann Identität stiften, Macht ausdrücken, Eleganz vermitteln oder Frivolität suggerieren.
Schwarz kann Glück und Unglück verheißen, sowie ‚Positivem’ und ‚Negativem’ Ausdruck verleihen: sich schwarz ärgern, ins Schwarze treffen, schwarze Zahlen schreiben, schwarzsehen u.v.m.
Schwarz ist vor allem aber auch – in der christlich geprägten Kultur – die klassische Farbe des Todes und der Trauer. Warum das so ist und welche Verbindungen es zwischen Schwarz und den „letzten Dingen“ gibt, ist Thema der Jubiläums-Ausstellung zum 20-jährigen Bestehen des Museums für Sepulkralkultur.
In acht Abteilungen wurde „Schwarz“ aus naturwissenschaftlicher, kunst- und kulturhistorischer sowie volkskundlicher Perspektive beleuchtet. Verschiedene Darstellungen aus der Epoche der Romantik vermitteln hingegen den Einfluss der Farben auf Gefühl und Psyche, darunter das Gemälde „Die Nacht“ (um 1834) von Johann Georg Primavesi sowie die Grafik „Der Schlaf gebiert Ungeheuer“ (1799) von Francesco de Goya, beide jeweils als Reproduktionen. In diesen Kontext gehören auch einige „Tafeln zur Farbenlehre“ aus Johann Wolfgang von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ (1810). Im Repertoire ist außerdem eine Guckkasten-Installation, die den Besucher mit „Schwarzen Tagen“ in der Geschichte konfrontiert und ihn zugleich auf einen „Schwarzen Schwan“ treffen lässt – schwarze Schwäne haben mehr mit „Schwarzen Tagen“ zu tun, als man zunächst vermuten möchte! Gemälde der documenta Künstler Pierre Soulages und Arnulf Rainer sind künstlerische Beispiele der Auseinandersetzung mit der Farbe Schwarz in der zeitgenössischen Kunst. Verschiedene „schwarze“ Artefakte des christlichen Totenbrauchtums aus der Sammlung des Hause gehören selbstverständlich zum Ausstellungsspektrum. In vielen Bräuchen spiegelt sich die vielschichtige, meist „tragische“ Symbolik der Farbe Schwarz wieder, die im Volksglauben früherer Jahrhunderte fest verankert war, und Schwarz den Weg zur Todes- und Trauerfarbe ebneten.
Hier schließt sich unweigerlich die Berücksichtigung des so genannten „Schwarzen Todes“ an, einem Synonym für die vielen Pest-Epidemien vergangener Jahrhunderte. Der „Schwarze Tod“ wird unter anderem vom Schaafheimer Pestsarg (um 1620), dem Leonberger Pest-Gedenkstein (1635) sowie einer überdimensionalen Reproduktion des bekannten Gemäldes „Die Pest“ (1898) von Arnold Böcklin repräsentiert.
Nach einem Streifzug durch die Welt des „Schwarzen Humors“ mit Arbeiten von Thomas Rowlandson, Robert Gernhardt, Lilli Bravo und Oliver Ottitsch, mündet die Jubiläumsausstellung abschließend in einen Diskurs zum heutigen Status jener Todes- und Trauerfarbe.
Zur Ausstellung gab es ein umfangreiches Begleitprogramm, darunter Vorträge, Dinner-in-the-Dark-Veranstaltungen, Filmvorführungen im Zeichen des „Schwarzen Humors“ sowie ein Schwarzlicht-Theater-Workshop für Kinder.
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
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