Tanz der Toten – Totentanz Tanz der Toten – Totentanz
Tanz der Toten – Totentanz
Foto: Reiner Sörries

 

19. September 1998 – 29. November 1998

Tanz der Toten – Totentanz

Monumentale Totentänze im deutschsprachigen Raum

Nur wenige Bildmotive des Mittelalters sind bis heute so lebendig geblieben wie das Motiv des Totentanzes. Ob Bildende Kunst, Literatur, Musik oder Theater, der Dialog zwischen Sterbenden und jener mitunter furchteinflößenden Figur, dem Knochenmann, hat bis heute immer neue Ausdrucksformen gefunden.

Aus der vielgestaltigen Motivgeschichte heraus ist für dieses Projekt der Totentanz in seiner monumentalen Gestalt vorrangig. Die Ausstellung und der begleitende Katalog gehen den Wurzeln dieses Sujets nach und verfolgen seine Entwicklung durch die Jahrhunderte.

Monumentale Totentänze, wie sie Menschen früher an Beinhäusern, an Friedhofsmauern, in Kirchen und sogar auf Brücken als Kunst im öffentlichen Raum betrachten und erleben konnten, entwickelten sich zu Friesen und Fresken von bis zu 80 Meter Länge. Einzelne Bildfolgen, die Menschen jeden Alters und Standes im Tanz mit dem Tod zeigen, erreichten bis zu 70 Szenen.

Das ursprüngliche Umfeld der Totentänze sind jene Orte, an denen auch bestattet wurde. Orte, wo sich volkstümlichen Vorstellungen nach  der „Lebensraum der Toten“ befand, wo sich die Toten zeitweise aus ihren Gräbern erhoben und musizierend ihren Tanz tanzten oder die Lebenden zum letzten Tanz aufforderten.

Mit den Holbein’schen Totentänzen im 16. Jahrhundert verschwindet das Motiv des Tanzes. Der Toten tanzen nicht mehr, stattdessen dringt nun der Tod als personifiziertes Gerippe in die Alltagswelt der Menschen ein und buhlt um ihre Gunst.

Auf immer neue Weise, mal charmant, mal hinterlistig einschmeichelnd oder auch Angst und Schrecken verbreitend, der Knochenmann waltet seines Amtes und holt seine Opfer ins Reich der Toten.

Neben selten bzw. erstmalig gezeigten Entwurfszeichnungen, Aquarellen und Druckgrafiken, die oftmals als einzige Zeugnisse die zerstörten monumentalen Totentänzen dokumentieren, sind in der Ausstellung herausragende Originale zu sehen, wie z. B. zwei Fresken aus dem Baseler Totentanz aus der Zeit um 1440, als auch die abgenommenen und gegenwärtig in Restaurierung befindlichen Fresken des Totentanzes von Badenweiler, ausgewählte Tafeln von der Spreuerbrücke in Luzern aus dem 17. Jahrhundert, weitere Tafeln aus Wolgast und Wasserburg sowie Altattafeln mit Totentanzszenen aus Bruchhausen.

Eine erste völlige Neuschöpfung des monumentalen Totentanzes im 20. Jahrhundert ist der „Plötzenseer Totentanz“ (1970) von Alfred Hrdlicka im Evangelischen Gemeindezentrum Berlin Plötzensee. In einer Folge von 27 Entwurfszeichnungen und 16 großformatige Tafeln verwandelt er das traditionelle Motiv in eine anklagende Darstellung von Gewalt und Leiden. Zeichnungen in der Ausstellung geben eine Eindruck dieses Werkes.

Weitgehend zerstört wurde der „Kölner Totentanz“ von Harald Naegeli, einem Graffittikünstler  aus Zürich. Dieser hatte 1980 in nächtlichen Streifzügen zahlreiche quicklebendige Knochenmänner quer durch Köln auf öffentlichen Wänden in Aktion gesetzt, die sogleich den Kampf gegen die städtischen Reinigungstrupps  aufnahmen. Bis auf wenige haben sie diesen Kampf nur in Fotografien überlebt.

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