10. März 2007 – 22. Juli 2007

Überarbeitungen zum Lübecker Totentanz – Historische und transkulturelle Belege

Totentanzbilder von Peter Gilles

Der leidenschaftliche Sammler und engagierte Ausstellungsmacher Dr. Hartmut Kraft aus Köln (u. a. „Kopffüssler“, „Kunst auf Rezept“ oder „Kunst und Tabu“) kuratiert eine Totentanzausstellung von besonderem Charakter erstmals im Museum für Sepulkralkultur in Kassel. In bemerkenswerter Weise verknüpft er historische, zeitgenössische und transkulturelle Aspekte.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der 1942 durch Kriegseinwirkungen verbrannte Totentanz der Marienkirche in Lübeck. Erhalten blieben nur graphische und malerische Reproduktionen, darunter eine 1866 und 1868 in erster und zweiter Auflage erschienene, Bild und Text vereinende großformatige Buchausgabe, die 1997 erneut herausgegeben wurde. Exemplare dieses Nachdrucks wurden an 25 zeitgenössische Künstler*innen zur Bearbeitung übergeben. Folgende Künstler*innen haben sich beteiligt:

Enrique Asensi, Victor Bonato, Hartwig Ebersbach, Rolf Escher, Herbert Falken, Harald Fuchs, Thomas Gatzemeier, Robert Gernhardt, Peter Gilles, Horst Gläsker, Ferdinando Greco, Thomas Grundmann, Franz Hitzler, Birgit Kahle, Saskia Niehaus, Franco Rasma, Eun Nim Ro, Volkmar Schulz-Rumpold, Bernd Schwarting, Fritz Schwegler, Carolein Smit, Ernesto Tatafiore, Axel Vater, Ben Vautier, Giampiero Zanzi

Aus ihren Bearbeitungen ist ein kreatives und differenziertes Umgehen mit der berühmten Vorlage und eine Auseinandersetzung mit dem uralten, ewig neuen Thema Totentanz entstanden. Steht auch diese moderne Überarbeitung des historischen Vorbildes im Vordergrund, so verzichtet Hartmut Kraft nicht darauf, historische Artefakte dieses Genres aus seiner umfangreichen eigenen Sammlung in die Ausstellung zu integrieren. Die Exponate reichen von dem makabren Tanz ausgelassener Knochenmänner in der Schedel´schen Weltchronik von 1493 über barocke Beispiele bis zur klassischen Moderne. Kaum ein*e Künstler*in hat seit der Wiederentdeckung dieses Themas in der frühen Neuzeit darauf verzichtet, dem Tanz der Toten seine Aufwartung zu machen. Vom Tod geht eine Faszination aus, der sich kein kreativer Mensch entziehen kann.

Umfasst die Sammlung Hartmut Kraft sowohl historische wie zeitgenössische Kunstwerke, so hat sich der Sammler mittlerweile stark der Ethnologie verschrieben,  und es wundert nicht, dass der Tod auch in fremden Kulturen zuhause ist, oftmals überraschend farbenfroh und ironisch. So wird die Ausstellung „Tanz mit dem Totentanz“ arrondiert mit entsprechenden Masken von Totentänzern aus Asien, Afrika und Lateinamerika.

Es ist wahrhaftig ein lebendiges Thema, das der Kölner Künstler Peter Gilles noch um lebensgroße Totentanzbilder bereichert, ein Zyklus, an dem Gilles momentan arbeitet. Er übermalt Abdrücke seines eigenen Körpers auf Leinwand mit Eigenblut und Farbe, woraus dynamische und bewegte Bilder entstehen.

„Tanz mit dem Totentanz“ ist nicht die erste Ausstellung dieses Themas, aber sie behandelt es unkonventionell wie noch nie in ihrem Spektrum zwischen historischer und zeitgenössischer Kunst, zwischen Volkskunde und Völkerkunde.

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