7. November 2004 – 16. Januar 2005
Ohne Särge wüssten wir weniger über Glauben und Aberglauben, über Trauer und Hoffnung vergangener Generationen. Särge erzählen von Armut und Reichtum, von der Angst vor den Wiedergängern, aber auch von der Zuversicht über den Tod hinaus. Särge sind wie ein Bilderbuch. Sie sind praktisch, symbolisch, künstlerisch, und heute versuchen auch Designer, dem Erdmöbel eine angemessene Form und Gestalt zu geben. Die Ausstellungstrilogie möchte die vielfältigen Aspekte der Sargkultur beleuchten: Särge aus Vergangenheit und Gegenwart, Miniatur- und Betrachtungssärglein sowie exzentrische Modelle aus England. Brauchtum – Kunst – Design – dieses sind die Stichworte.
Särge sind ikonografische und epigrafische Dokumente ersten Ranges. Grüfte und Grablegen sind Dokumente von Familien- und Herrschergeschichten. Und da sind die Bestattungsmöbel des Volkes, die nicht als Särge bezeichnet werden, sondern als Totentruhen oder Totenladen. Wenn die Verstorbenen nicht sogar ohne Sarg in die Erde kamen, handelt es sich um schlichte, ausschließlich zweckdienliche Särge. Sie sind jedoch oft dem Verfall preisgegeben. Eine Ausnahme bildet hier der Klappsarg, auch Sparsarg genannt. Dieser ist mit einem Klappmechanismus versehen, durch Umlegen eines Hebels öffnet sich der Boden, der Leichnam fällt ins Grab, und der Sarg steht zur neuerlichen Verwendung zur Verfügung.
Zu den eindrucksvollsten Särgen der Ausstellung zählen dabei nicht nur die farbig gefassten Särge aus der Familiengruft derer von Stockhausen in Trendelburg und ein Sarg aus der Familie von Münchhausen in Moringen mit freiplastischen Dekor, sondern auch Schlichtsärge, unter ihnen ein seltenes Exemplar eines Korbsarges aus Thüringen. Zwischen Konvention und Kunst ist ein Sarg vom Beginn des 20. Jahrhunderts zu nennen – mit feinstem Jugendstildekor: zeitgemäß und auf der künstlerischen Höhe seiner Zeit.
Die Präsentation wird bereichert durch zahlreiche grafische Blätter, Gemälde, Modelle und Sargzubehör. In ihrer Vielschichtigkeit bietet die Ausstellung ein Spiegelbild der Einstellung des Menschen zu Sterben und Tod im Wandel der Jahrhunderte. Und nicht zuletzt zeigen die Särge die großen Unterschiede einer sozialen Differenzierung zwischen notwendiger Zweckmäßigkeit und ausgeprägtem Repräsentationsbedürfnis.
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
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