Vergänglichkeit für die Westentasche Vergänglichkeit für die Westentasche
Vergänglichkeit für die Westentasche
© Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv
Foto: Frank Hellwig

 

25. März 2005 – 29. Mai 2005

Kabinettausstellung

Miniatursärge und Betrachtungssärglein

Das Betrachtungssärglein, auch Tischsarg oder Mementosarg genannt, ist in der volkskundlichen Forschung seit langem bekannt, spätestens seit dem viel zitierten Aufsatz von Leo Rungaldier 1959 in der Südtiroler Zeitschrift DER SCHLERN. Dort, unterhalb des Südtiroler Hausberges, im Grödner Tal, sollen sie vor 100 und 200 Jahren in großer Zahl von fleißigen Händen in Heimarbeit hergestellt und von fahrenden Händlern vertrieben worden sein: Hölzerne Särglein, mit einem klappbaren Deckel, und einem innenliegenden verwesenden Leichnam gemahnen eindrücklich an den Weg allen Fleisches.

Ist das Dargestellte eindrucksvoll genug, so besitzen die frühen Särglein zusätzlich eindringliche Inschriften:

Schön war ich in dem Leben/doch jetzt ist alles hin/drum Mensch nach Gott thu streben/da find´st den besten Gwinn//Den Ottern, Würm und Schlangen/wirst auch bald sein zur Speis´/sorg, das nur mag gelangen/dein Seel ins Paradeys

Zu Tausenden sollen sie verbreitet gewesen sein, aber weniger als ein halbes Hundert haben sich in Privatbesitz und in den Volkskundemuseen, vorwiegend der Alpenländer, erhalten. Und über ihren Gebrauch, über den Umgang mit diesen morbiden Gegenständen wissen wir kaum etwas. Seit über zehn Jahren beschäftigt sich das Museum für Sepulkralkultur in Kassel mit diesem für die Auseinandersetzung mit Sterben und Vergänglichkeit so typischen Gegenstand und konnte selbst zahlreiche Särglein erwerben. In einer Weltpremiere versammelt die Ausstellung „Vergänglichkeit für die Westentasche“ erstmals eine repräsentative Auswahl von Betrachtungssärglein aus den eigenen Beständen und von Leihgebern aus dem In- und Ausland.

Deutlich wird die Vielfalt der Welt kleiner Särge. Denn neben den „echten“ Betrachtungssärglein kommen auch andere Miniatursärge wie Schnupftabaksdosen, Sparbüchsen, Schmuckstücke und Theaterrequisiten in Sargform in den Blick.

Damit entführt die Ausstellung die Besucher*innen nicht nur in eine Welt des tröstlich Makabren, sondern sie präsentiert die Miniatursärge auch vor den Ergebnissen der aktuellen Forschung.

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