26. Mai 2018 – 30. September 2018
Gewalt und Krieg sind Formen der Auseinandersetzung, die menschliche Zivilisationen seit ihren Anfängen prägen. In Form von Aggression und Expansion oder Verteidigung und Aufrüstung bestimmen sie einen großen Teil politischer Gestaltungsmöglichkeiten. Wie kann ich mich schützen? Was darf ich präventiv tun, um mich zu verteidigen? Wie verhindere ich, dass mein Schutzbedürfnis andere bedroht und sie zur Aufrüstung drängt? Individuen und Nationen müssen sich diesen Fragen permanent und unter wechselnden Vorzeichen stellen. Kann verhindert werden, dass die Logik der Gewalt zum Teufelskreis wird? Ein Wort, ein Schlag, ein Schuss können ihn auslösen, und ein Prozess kommt in Gang, der sich meist als Zirkelschluss herausstellt: Mein Feind ist böse, und weil er böse ist, ist er der Feind.
Dieter Huber zeigt in seiner Serie „#STRIKE“ ästhetische Fotografien von Einschusslöchern, von kriegsauslösenden Treffern bis hin zu Testschüssen, die anziehend und abstoßend zugleich wirken. In ihrer formalen Ästhetik sind sie gleichzeitig Ausdruck roher Gewalt. In seiner ebenfalls präsentierten Serie „#SURVEILLANCE“ reflektiert Huber mit den Mitteln computergenerierter Bilder über die Ausbeutung des menschlichen Sicherheitsbedürfnisses. Er thematisiert das Spannungsfeld von Freiheit und Sicherheit sowohl auf einer individuellen als auch auf einer gesellschaftlichen Ebene.
Die Fotoserie „THE AFGHANS“ von Jens Umbach entstand in der Nachfolge des Projektes „AFGHANISTAN“, das 2014 im Museum für Sepulkralkultur präsentiert wurde. Die 42 großformatigen Porträts zeigten Soldat*innen vor ihrer Entsendung nach Afghanistan, während des Vorbereitungstrainings, dann in Masar-e Sharif und später nach ihrer Rückkehr in Deutschland. Bei seinem zweiten Aufenthalt in Afghanistan konzentrierte sich Umbach auf die Menschen, die in unmittelbarer Nähe zum Camp Marmal, in Nachbarschaft zu den deutschen Truppen lebten. Wie zuvor die Streitkräfte der Bundeswehr fotografierte er auch die afghanische Bevölkerung vor neutralem, weißem Hintergrund. Dadurch isoliert er die Porträtierten von dem sie umgebenden Geschehen. So distanziert Umbachs fotografische Position auf den ersten Blick wirken mag: In ihr zeigt sich das gleiche Mitgefühl und derselbe Respekt, mit dem sich auch die Ausstellung dem Thema von Gewalt und Krieg stellen möchte.
Die Ausstellung ZIRKELSCH(L)USS zeigt künstlerische Auseinandersetzungen mit den Folgen eines Denkens in diesen Kategorien. Herlinde Koelbl hat in ihrer umfassenden Arbeit „TARGETS“ dokumentiert, worauf Soldat*innen schießen, wenn sie das Töten lernen. Zielvorstellungen und Abbilder des Feindes werden zu einer Einheit, die dem Gegner ein Gesicht geben. Wie oft muss man auf das Abbild des Feindes geschossen haben, um ihn im Kriegsfall treffen zu können?
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut für Sepulkralkultur
Museum für Sepulkralkultur
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