Ölgemälde "La Tristesse"

Verlust eines Kindes

"La Tristesse"
Jules Joseph Boulanger (BEL, 1822–1868)
Öl auf Leinwand, um 1860

Die Lebenserwartung des Menschen war in früheren Jahrhunderten weitaus geringer als heutzutage. Das belegt allein schon die höhere Sterblichkeit unter Kindern, insbesondere Säuglingen. Noch um 1870 vollendeten in Europa etwa im städtischen Raum 35 – 40% der Säuglinge nicht das erste Lebensjahr. Dieses Gemälde aus jener Zeit bildet somit ein Schicksal ab, wie es damals sehr viele Eltern teilten. Die Frau trauert entblößt im Vordergund, der Mann steht gedeckt im Halbdunkel und behält augenscheinlich die Fassung, ganz gemäß der zeitgenössischen Rollentraditionen.

Das Bild betont dieses schwere Schicksal aber auch auf ikonografisch ganz besondere Art, denn es ist wie eine Vanitas-Darstellung komponiert. Vanitas-Darstellungen sollen aus dem christlichen Denken heraus an die Unausweichlichkeit des Todes erinnern.

Die Abbildung bestimmter Objekte und gestalterischer Elemente soll diese Präsenz des Vergehens und Sterbens symbolisch vermitteln. Und gleichzeitig auch zu einer gottgefälligen Lebensführung anhalten – als Voraussetzung für die Erlangung des christlichen Ewigen Heils. So leiten sich die zentralen Bildthemen Tod und Verlust nicht allein aus der Darstellung des blassen Kindes und seiner trauernden Mutter ab, sondern ebenso aus der Symbolik vieler, auf den ersten Blick verborgener, Details. So ist etwa der kleine Stuhl im Vordergrund zerstört und ein Blumengesteck im Hintergrund wirkt verwelkt. Die Darstellung enthält aber ebenso Zuversicht symbolisierende Gegenstände und Elemente.  Zum Beispiel steht der Wiegenüberwurf mit seiner grünen Farbe für Hoffnung und ewiges Leben. Eine Rosenkranzkette auf dem Fußboden und die auf dem Tisch brennende Kerze neben einem Kruzifix, das vom Lichtschein erhellt und dadurch erst sichtbar wird, verweisen als christliche Symbole auf Vetrauen und das Heilsversprechen. Wobei die Rosenkranzkette in diesem Moment mütterlicher Verzweiflung wirkt, als sei sie auf den Boden geworfen ...

"La Tristesse"
Foto: Frank Hellwig
© Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv
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