10. Mai 2023 | 18:00 Uhr

Anmeldung unter museum@sepulkralmuseum.de oder
0561 / 918 93 15
Eintritt: 8,- / 5,- € ermäßigt

Was bleibt, wenn wir sterben

Erfahrungen einer Trauerrednerin

Lesung mit Louise Brown

Nach dem Tod ihrer Eltern versucht die Journalistin Louise Brown der Endlichkeit des Lebens etwas Sinnstiftendes abzugewinnen. Sie wird Trauerrednerin und Zeugin dessen, was von uns bleibt. Dies verändert nicht nur ihre Einstellung zum Tod, sondern auch ihre Haltung zum Leben. Louise Brown schenkt uns unvergessliche Bilder, die daran erinnern, was uns als Menschen ausmacht. Ein tröstendes und befreiendes Buch, das Mut macht, das Leben auf die Dinge auszurichten, die von Bedeutung sind.

Als Trauerrednerin hat Louise Brown zwei wichtige Aufgaben: Zuhören und Erzählen. Zuhören darf sie den Hinterbliebenen, die im Trauergespräch vom Leben der Verstorbenen berichten. An der Trauerfeier erzählt sie dann deren Geschichte und verleiht damit diesem schwierigen Moment des Abschiednehmens menschliche Wärme und Trost. Louise Brown erkennt, dass man durch die Beschäftigung mit dem Tod viel fürs Leben lernen kann und es nicht die großen Errungenschaften sind, sondern Wesenszüge wie Humor, Mut, Zärtlichkeit und Widerstandsfähigkeit, die bleiben, wenn ein Mensch geht. Ein Buch voller Wärme und Menschlichkeit, das Raum schafft, über die eigene Endlichkeit nachzudenken und mit ihr Frieden zu schließen.

Louise Brown, geboren 1975 in London, zog als Jugendliche mit ihrer Familie ins norddeutsche Ostholstein. Sie studierte Politikwissenschaft in Nordengland, Kiel und Berlin. Sie ist Journalistin und seit einigen Jahren auch als Trauerrednerin in Hamburg tätig. Dort moderierte sie auch das erste "Death Café". In ihrem Podcast "Meine perfekte Beerdigung" spricht sie mit Menschen darüber, wie sie einmal verabschiedet werden wollen. Louise Brown lebt mit ihrem Partner, zwei Kindern und Hund in Hamburg.

„Beim ersten Musikstück gehen die inneren Türen auf“

Publikums-Fragen und Antworten nach der Lesung mit Louise Brown

Die Journalistin und Trauerrednerin Louise Brown war zu Gast im Museum für Sepulkralkultur und las aus WAS BLEIBT, WENN WIR STERBEN (Diogenes). Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Lesungen ist das Gespräch mit dem Publikum im Anschluss an den Lesepart. Wir haben Fragen und Antworten, die dabei zur Sprache kamen, zusammengefasst.

Frau Brown, wie bekommen Sie die Anekdoten, die den Verstorbenen ausgemacht haben, aus den Menschen heraus, um diese in der Trauerrede zu thematisieren?

Im Gespräch fangen wir immer damit an, über den Tod zu sprechen. Dann gehen wir zum Leben. Was ich mache, habe ich schon als Journalistin immer getan: nachfragen, nachhaken. Manchmal kommen dabei unvorhersehbar Geschichten heraus, etwa wenn die Angehörigen plötzlich beginnen, alle gemeinsam etwas aus ihrer Erinnerung beizusteuern.

Haben Sie als Trauerrednerin eine Vermittlungsrolle?

Oft sind die Angehörigen erleichtert, dass jemand für sie spricht und diese Rolle übernimmt. Neulich hielt ich eine Trauerrede für eine Frau deren Leben so vielseitig war, dass es glaube ich hilfreich war, dass jemand all dies zusammenfasste. Ich finde es aber auch unglaublich schön, wenn die Angehörigen auf einer Trauerfeier etwas beitragen, Bilder zeigen oder einen Brief vorlesen.

Ist der Adressat Ihrer Reden auch der Verstorbene selbst?

In erster Linie spreche ich für die Angehörigen. Ich möchte dem Verstorbenen aber auch gerecht werden. Manchmal gehe ich mit ihm – auch wenn es komisch klingt – ins Zwiegespräch. Neulich hatte ich das Gefühl, als würde ein Mann mir dabei über die Schulter schauen, ob ich richtig erzähle, was mir dessen Tochter über ihn erzählt hatte, und es für sie ein tröstlicher Abschied wird. 

Sie sprechen auch mit Menschen, die totkrank sind, über sich und ihre Trauerrede. Haben Sie schon einmal eine Trauerrede nur auf der Basis der Informationen des Sterbenden gehalten?

Ich würde ungern eine Trauerrede schreiben nur auf Basis des Gesprächs mit der betreffenden Person. Denn bei einer Trauerrede geht es auch darum, wie die anderen Menschen den Verstorbenen sehen und welche Erinnerungen auch sie haben. Das ist oft das Schöne, in meiner Rede die verschiedenen Perspektiven zusammen zu bringen.

Wie rahmen Sie die Rede ein? Auch mit Liedern?

Musik finde ich sehr wichtig. Vor allem das erste Stück, da gehen oft die inneren Türen auf. Da wird klar, jetzt beginnt unser Abschied. Die Musik am Ende dagegen signalisiert ein Weitergehen. Ich bin erstaunt, wie oft die Familien die Liederauswahl richtig gut treffen. Manchmal helfe ich auch bei der Auswahl. Zusammen haben Musik und Trauerrede eine gewisse Dramaturgie. Bestenfalls spiegelt alles zusammen – die Musik, die Rede, der Blumenschmuck – den Verstorbenen wider.

Sprechen Sie mit Ihren Kindern über Ihren Job?

Mir ist es wichtig, Worte wie Friedhof zuhause im Alltag zu verwenden und auch mal den Tod zu thematisieren. Ich erzähle nicht alles, aber wenn mein Sohn mich fragt: „Wie war es heute?“, dann sag ich auch mal: „Es war schön im Begräbniswald, ich habe Graugänse gesehen.“

In der aktuellen Sonderausstellung TROST – AUF DEN SPUREN EINES MENSCHLICHEN BEDÜRFNISSES beleuchtet sie im Interview das Thema Trost und Trösten aus ihrer Sicht.

erschienen am 26.09.2021
© Diogenes Verlag
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