Mitgliederversammlung und Jahrestagung Mitgliederversammlung und Jahrestagung
Mitgliederversammlung und Jahrestagung
© Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv

 

Mitgliederversammlung und Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. 2024

Ort: Kassel, Museum für Sepulkralkultur

SAVE THE DATE!

Am 24. und 25. Mai 2024 laden wir wieder herzlich zur Mitgliederversammlung und Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. ein. Im Museum für Sepulkralkultur wird die Versammlung am Freitag mit der gemeinsamen Bearbeitung der jährlichen Regularien starten. Am Samstag freuen wir uns auf regen Austausch im Forum für lebendige Vereinsarbeit.

Programm

Ausführliche Informationen zum Programm folgen.

Ines Niedermeyer

Position: Sekretariat

Telefon: 0561 918 93 40

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Bericht 2023

Suizid-Ausstellung und documenta fifteen waren Höhepunkte in 2022

Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. am 12. Mai 2023

„Der Tod kommt immer unerwartet. Gerade deshalb ist es so wichtig, Rituale zu haben, um damit umzugehen.“ Anlass für diese Worte von Dr. Dirk Pörschmann war zu Beginn der Mitgliederversammlung am 12. Mai der Hinweis auf den Tod von Isabel von Papen, die seit 1997 Bibliothekarin der hauseigenen Bibliothek des Zentralinstituts und Museums für Sepulkralkultur war. Nach einem Nachruf und einem kurzen Innehalten für die geschätzte Kollegin warf Pörschmann einen Blick zurück auf das vergangene Jahr.

 

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Unter den zahlreichen Sonderausstellungen und den immer wichtiger werdenden Vermittlungsangeboten, die bei der 30. Geburtstagsfeier des Museums besondere Erwähnung fanden, stand das Jahr 2022 im Zeichen der erfolgreichen Suizid-Ausstellung und der Weltkunstaustellung documenta fifteen. Die documenta habe dem Museum in den 100 Tagen der Ausstellung 70.000 Besucher*innen zusätzlich gebracht, betonte Dirk Pörschmann. Die Corona-Krise stieß auch das Museum für Sepulkralkultur in die Digitalisierung und der Innovationsdruck brachte eine Entwicklung auf den Weg, die in die Zukunft reicht. So werden auch weiterhin Sonderausstellungen digital verfügbar gemacht – was dem Museum eine zusätzliche Öffentlichkeit schafft, die Besucher auch in Präsenz ins Museum zieht. Die Suizid-Ausstellung bezeichnete Pörschmann als eine der erfolgreichsten Sonderausstellungen des Hauses bisher. Neu war hier die Verknüpfung mit einem psychologischen Erstberatungsangebot, das sehr gut angenommen wurde.

Auch in Sachen Neukonzeption wurden 2022 wichtige Wegmarken gesetzt, indem Wettbewerbe ein Architekturbüro und ein Büro für Szenografie finden ließen, die nun Umbau und Neukonzeption begleiten. Darüber hinaus bleibt das einzigartige Haus spannend für Projekte unterschiedlicher Art, wofür die zahlreichen Anfragen von Künstler*innen und Initiator*innen sprechen. Auch 2022 wurde die Sammlung um zahlreiche Schenkungen und einige Ankäufe bereichert. Ausgebaut wurden zudem die Angebote im Bereich Soziale Medien. Das Museum ist präsent bei Instagram und Facebook und die Kanäle sind gut frequentiert. Um die Mitglieder aktuell über Arbeitsgemeinschaft und Museum zu informieren, soll es ab sofort einen Newsletter geben, der einmal im Monat verschickt wird. Weiter stehen zahlreiche Tagungen und Seminare auf der Agenda sowie Veranstaltungen wie die Eröffnung des Campus Vivorum in Süßen am 29. Juni und der Runde Tisch Friedhofskultur.

Neuer Vorstand wurde gewählt

Einen Wechsel gab es in der Vorstandsebene der Arbeitsgemeinschaft: Dr. Martin Venne, Inhaber von PLANRAT Venne, wurde am 12. Mai zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Der bisherige Vorsitzende des Vereins, Matthäus Vogel, Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamtes Karlsruhe, wurde zu seinem Stellvertreter ernannt. „Wir haben ziemlich große Aufgaben vor uns. Der Ausbau des Museums ist im Gange, wir brauchen einen Generationenwechsel und die Finanzierung der Friedhöfe bleibt ein Thema, das auch unseren Verein mit seiner gesamtgesellschaftlichen Bedeutung betrifft“, fasste Dr. Venne drei ihm wichtige Punkte zusammen. Als Schatzmeister wurde Friedhofsgärtner Janis Janke neu gewählt und die bisherigen Rechnungsprüfer Pfarrer Dirk Stoll und Pressereferentin Swantje Beisheim wurden in ihrem Amt bestätigt. Die neuen Beisitzer sind Dr. Silke Lauterbach, Leiterin der Krankenhausapotheke Helios Kliniken Kassel und Vorstandsvorsitzende der der Akademie für Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizarbeit Nordhessen, die Diplom-Designerin und Leiterin des Projekts „Ohlsdorf bewegt“ auf Deutschlands größtem Friedhof, Melanie Torney sowie Steinmetz und -bildhauer Uwe Spiekermann, Bundesinnungsverband der Steinmetze (Arbeitskreis Friedhof und Grabmal).

Forum lebendige Vereinsarbeit
Vereinsmitglieder stellen ihre aktuellen Projekte vor

Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. hat derzeit 552 Mitglieder aus mehr als 20 Berufsgruppen. Eindrücke in die Arbeit der Mitglieder gab das „Forum lebendige Vereinsarbeit“, in dem Mitglieder aktuelle Projekte vorstellten.

Die Corona-Pandemie sei das Totentanz-Motiv schlechthin gewesen, sagte Museumsdirektor und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Dr. Dirk Pörschmann im Hinblick auf den Vortrag von HENRY SCHUHMACHER, Präsident der Europäischen Totentanz-Vereinigung, einem 148 Mitglieder starken Verein. Letztlich seien es auch die Auswirkungen der Pandemie gewesen, die für ein Umdenken in der Vereinsarbeit gesorgt hatten – und damit für dessen Erhalt. Satzungsänderung, Ausweitung des digitalen Angebots und der Öffentlichkeitsarbeit seien aus der Pandemie heraus entstanden und sorgten angesichts der europaweit verstreuten Mitgliederschaft für bessere Austauschmöglichkeiten. „Wer mit offenem Auge in eine sepulkrale Einrichtung geht, der begegnet dem Thema Totentanz. Anders als bei einem Sportverein ist allerdings mehr Öffentlichkeitsarbeit nötig, um Mitglieder zu halten oder zu gewinnen“, betonte Schuhmacher. Neben dem Ziel, den Begriff Totentanz bekannter zu machen, geht es dem Verein darum, Totentanz-Darstellungen aus der ganzen Welt zu katalogisieren. Hier geht es zur Homepage: https://www.totentanz-online.de/totentanz.php

Steinbildhauermeister UWE SPIEKERMANN stellte vier Projekte zum Thema Sternenkinder vor und wies zunächst einmal darauf hin, dass nicht grundlegend geklärt sei, was ein Sternenkind sei. Wie auch später seine Kollegin Lioba Abrell, nannte er etwa das Beispiel, dass aktuelle Sternenkind-Gedenkstätten oder -Grabanlagen etwa auch von Eltern besucht würden, deren Kinder vor vielen Jahren starben. Das Thema Sternenkinder sei von großer Bedeutung und trotz weitreichender Angebote für die Hinterbliebenen nach wie vor in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert, weil tabuisiert. Beispielhaft berichtete Spiekermann von vier Projekten in und im Umkreis von Hannover: Orte des Gedenkens und Begräbnisstätten für Sammelbeisetzungen, die allesamt das Merkmal haben, individuell, also nach den Bedürfnissen der Trauernden gestaltet werden zu können. Formen dafür ist die Gestaltung von Steinen gemeinsam mit Hinterbliebenen sowie die Option, dass diese die Flächen individuell dekorieren. Finanziert würden diese Orte zumeist von Stiftungen oder über private Spenden. Der Vorteil der Sternenkind-Anlagen sei, dass diese auch auf kleinen Friedhofsflächen umsetzbar seien, die für reguläre Grabstätten nicht geeignet sind.

Bildhauer MICHAEL SPENGLER (Atelier denkwerk Berlin) hat einen Volvo Baujahr 1988, der 33 Jahre lang in Neapel als Bestattungsfahrzeug fungierte, in die mobile „Galerie im Schneewittchensarg“ verwandelt. Vier Ausstellungen zu den Themen Leben, Liebe und Tod hat der Berliner darin bereits gezeigt, in denen er Poesie und bildhauerische Arbeit verknüpft. Inspiration für seine aktuelle Ausstellung war eine Zeichnung, die seine Tochter mit sieben Jahren angefertigt hatte. Diese setzte er in ein Relief um und ergänzte es um einen poetischen Impuls in einem Leuchtkasten. „Das ist meine künstlerisch unterhaltsame Art der Auseinandersetzung mit Trauer und Tod.“ In seinem Berufsalltag entwickelt Spengler Grabzeichen, die in Form und Material unverwechselbar mit dem Verstorbenen in Verbindung stehen sollen.

Wie erhält man einen historisch und kulturell wertvollen Friedhof und öffnet ihn dennoch zur Nutzung für die Allgemeinheit? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Friedhofsverwalterin LARA SCHINK (Neuer Annenfriedhof, Dresden). In ihrem Vortrag ging sie auf den aktuellen Stand des öffentlich geförderten Projekts „Green Urban Labs II – Vom Parkfriedhof zum Friedhofspark“ ein, in dessen Mittelpunkt ein Teil des Neuen Annenfriedhofes steht. Der Neue Annenfriedhof sei die bei Weitem größte Grünfläche im Stadtteil und werde von Bürger*innen vielseitig genutzt. Um die Fäden der Nutzung in der Hand zu behalten, hat die Friedhofsverwaltung einen Gemeinschaftsgarten für Bürger*innen geschaffen. Es sei geplant, im alten Mitarbeiterschuppen ein Trauercafé zu installieren und die Entwicklung des Parkfriedhofs passiere mit intensiver Bürgerbeteiligung. Parallel dazu laufen Forschungen etwa in den Bereichen Artenschutz, Erinnerungskultur und Kunst, und es werden digitale Angebote erarbeitet. Ziel des gesamten Projekts sei es „grundsätzliche Weisheiten zu erlangen“, um künftig weitere Friedhofs-Projekte dieser Art betreuen zu können. Eine Herausforderung sei es, die Finanzierung langfristig zu gewährleisten. Da die Annenfriedhöfe nicht in kirchlicher Trägerschaft sind, strebe man an, die Stadt Dresden über einen Pachtvertrag ins Boot zu holen, um so ein langfristiges Bestehen des Projekts gewährleisten zu können.

LIOBA ABRELL ist Steinbildhauerin, Künstlerin und Trauerrednerin. Die Themen Sterben, Gebären, Tod und Leben beschäftigen sie seit Langem, sodass sie sich über unterschiedliche Disziplinen den Themen widmet. In der 2500-Einwohner-Gemeinde Aitrach in Baden-Württemberg hat sie auf einem traditionellen Friedhof neue Beisetzungsangebote geschaffen. Statt einem Platz für anonyme Beisetzungen und Kolumbarien entwickelte sie ein Urnengemeinschaftsgrabfeld mit Stelen, die beschriftet werden können, sowie einer einfach gehaltenen Dauerbepflanzung, die bei Bedarf nachgepflanzt werden kann – ein Projekt, das wegen des großen Anklangs bereits erweitert wurde. Ein weiteres Projekt auf dem Friedhof war die Schaffung eines Grabfelds für Sternenkinder auf Initiative von Müttern, die dem Thema damit mehr Öffentlichkeit schenken wollten. Abrell habe dabei herausgefunden, dass der Verlust eines Kindes manche Mütter bis zum eigenen Tod beschäftige, vor allem dann, wenn in der Vergangenheit durch Stigma und Scham bedingt, keine Trauerarbeit geleistet werden konnte. Entsprechend gestalte sich auch die Nutzung des Sternenkindergrabfelds mit nahegelegener Sitzbank, das über den Beisetzungsort hinaus auch als Erinnerungsort fungiere. Als Trauerrednerin erhalte sie wertvolle Einblick in Familien und erlebe immer wieder, wie Hinterbliebene im Gespräch selbst Neues über den Verstorbenen erfahren. Um Sterben, Tod und Trauer dreht sich zudem ihre künstlerische Arbeit – etwa anhand ausgehöhlter Flusssteine, die das „Licht im Inneren“ freigeben.

Der Friedhof der Zukunft, das hätten bereits einige Beiträge deutlich gemacht, sei ein gemeinsam gestalteter, merkte Dr. Dirk Pörschmann an. „Wir kommen immer weiter weg von ‚So wird gestaltet‘ hin zu ‚Das ist unser Friedhof, und wir gestalten ihn gemeinsam.“

Ein weiteres Beispiel des individuellen Trauerns ist die Trauerhaltestelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof, die 2021 geschaffen wurde. DR. SIMON WALTER und MEL SETTELE (Stiftung Deutsche Bestattungskultur) berichteten von einer lebendigen und wertschätzenden Nutzung des Trauer- und Gedenkortes, der zudem interkulturell funktioniere – was Walter auch darauf zurückführt, dass er auf jegliche Vorgaben zu Symbolik und Konnotation verzichtet. Ein nach mehreren Seiten offenes Gebäude, das aus hellen Wänden besteht, können Trauernde nutzen, um mit Kreide Texte und Bilder zu hinterlassen. Auf an der Wand befestigten Brettern können zudem Erinnerungsgegenstände platziert werden. Insbesondere an den Außenwänden wasche der Regen die Kreide ab, was wiederum ein schönes Symbol von Vergänglichkeit sei, hieß es im Gespräch im Anschluss an den Vortrag. Die restlichen verwischten Spuren der Kreidefarbe wiederum können als Metapher gesehen werden, dass jeder Mensch Spuren hinterlasse. Der Erfolg der Trauerhaltestelle habe laut Walter viele weitere Interessenten an einer solchen Trauerhaltestelle hervorgebracht. Aktuell entsteht ein Film, um die Hintergründe des Projekts zu erläutern und in einer Kooperation mit der Uni Hamburg sollen Trauer- und Gedenkorte im öffentlichen Raum erforscht werden.

Mit den Worten, es mache uns zu Menschen, unserer Toten zu gedenken und zwar kulturübergreifend, leitete Dr. Pörschmann über zum letzten Vortrag der Tagung.

Steinmetz und Steinbildhauer DOMINIK PATTÉ berichtete von dem Prozess um die von der Partei Bündnis 90/Die Grünen in Sachsen-Anhalt angestoßenen Novellierung des Bestattungsgesetzes. Auf Anregung der Landesinnung des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden, um eine Überarbeitung gemeinsam zu diskutieren – mit Friedhofsverwaltern und -gärtnern, Bestattern, Steinmetzen, der Evangelischen Kirche und dem Städte- und Gemeindebund. Es seien Kompromisse gefunden worden, die die Wünsche der Grünen aufgriffen und sowohl den Gewerken als auch den menschlichen Bedürfnissen zur Friedhofs- und Bestattungskultur gerecht werden sollten. Eine Stellungnahme mit denkbaren und handhabbaren Formulierungen wurde an den Landtagspräsidenten übergeben, damit diese möglichst in den Gesetzentwurf der Landesregierung einfließen. Mit der Initiative, einen Arbeitskreis zu bilden, hat die Innung dazu beigetragen, die Bedeutung der einzelnen Gewerke zu stärken und gemeinsam Veränderung auf den Weg zu bringen.

Auch bei Themen und Prozessen wie dem von Patté geschilderten, könne auf das Knowhow der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zurückgegriffen werden, merkte Dr. Dirk Pörschmann abschließend an. So individuell die Sichtweisen der einzelnen Gewerke ist auch die Friedhofs- und Bestattungskultur an sich – dieser Schluss resultierte aus dem „Forum lebendige Vereinsarbeit“.

 
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