Die Sepulkralkultur einer Gesellschaft wandelt sich mit den Menschen. Etwa durch Flucht oder Zuwanderung bringen sie Wünsche, Vorstellungen und Vorschriften aus ihren Heimatländern und religiösen Traditionen mit in einen neuen Lebensmittelpunkt. Es entwickeln sich neue Bedürfnisse, sie werden angepasst oder mit örtlichen Traditionen und Gesetzen vereinbart. Und auch ohne jemals selbst den geografischen Lebensraum geändert zu haben, existieren etwa über Freunde oder Verwandte Bezüge zu vielfältigen Umgangsformen mit dem Tod.
Die Sepulkralkultur zeigt sich in materiellen und immateriellen Erscheinungsformen. Sie bieten Hinweise auf die Gedanken- und Erfahrungswelten einer Gesellschaft. So können Objekte, Worte und Handlungen, die den Tod begleiten, schnell erkannt werden. Beispielsweise die Bestattungsvorbereitung und -durchführung, der Umgang mit dem Erbe oder das öffentliche Zeigen der Trauer. Das gelingt aber nur, sofern die Handlungen und Anzeichen für die Mitmenschen einem bekannten Ablauf oder einer vertrauten Symbolsprache folgen.
Das Storytelling soll dieses komplexe Wissen um diverse Hintergründe vermitteln. Das Erzählen von Geschichten konkreter Erfahrungen und Erlebnisse ergründet Sachverhalte und verlebendigt sie mit Bildern und Emotionen.
Regelmäßig findet dazu hier ein Jour Fixe statt, in dem das persönliche Erzählen im Mittelpunkt steht.
Die Ausstellung sollte mit jedem Jour Fixe anwachsen. Leider ist das Veranstaltungsformat aufgrund der Corona-bedingten vorübergehenden Schließung und der aktuellen Sicherheits-Auflagen nicht mehr umsetzbar. Daher muss die Ausstellung nun weiter befüllt werden, ohne dass die Gesprächsrunden stattfinden.
Am Donnerstag, den 23. Januar 2020 versammelten sich Interessierte und Freund*innen des Museums mit der Bahá'i´Gemeinde Kassel zum Auftakt der neuen Veranstaltungs- und Ausstellungsreihe "Storytelling" im Museum für Sepulkralkultur. Thema des ersten Abends war das "Grab in der Fremde", denn nach den Bestattungsvorschriften der Bahá'í, einer in den 1840er Jahren im damaligen Persien entstandene, weltweit verbreiteten Religion, soll der Bestattungsort maximal eine Stunde vom Sterbeort entfernt sein – auch fern der Heimat oder auf Reisen. Mit persönlichen Erfahrungen und einer angeregten Diskussion haben wir uns verschiedenen religiösen, kulturellen oder persönlich geprägten Formen der Bestattung angenähert. Monatlich soll ein weiterer öffentlicher Jour fixe stattfinden, an dem sich unter wechselnden Themenschwerpunkten zu interkulturellen und interreligiösen Aspekten der Sepulkralkultur in Deutschland ausgetauscht wird.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurden weitere Veranstaltungen, die für 2020 geplant waren, leider abgesagt.
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut für Sepulkralkultur
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25–27
D-34117 Kassel | Germany
Tel. +49 (0)561 918 93-0
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