14. Februar - 4. Mai 2025 

Führungen durch die Sonderausstellung können auf Anfrage gebucht werden. 

Eröffnung: 13. Februar 2025 I 19 Uhr

Hier und Jetzt. Skulpturen und Reliefs von Till Müller

Till Müller ist ausgebildeter Maurer, Stahlbetonbauer und Holzbildhauer und arbeitete schon früh im väterlichen Steinmetzbetrieb mit. Mit seinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und seiner Zeit als Meisterschüler des renommierten Bildhauers Stephan Balkenhol hat er sich zudem eine eigenständige künstlerische Position erarbeitet. Die Arbeiten des gebürtigen Hessen changieren zwischen Skulptur und Objekt, Zeichnung und Malerei. Im Museum für Sepulkralkultur kann man ab 14. Februar eine Auswahl seiner Arbeiten sehen.

Eröffnung: 
Donnerstag, den 13. Februar 2025 | 19 Uhr 

 

Materialisierung der Vergänglichkeit

Ein Auszug aus einem Interview zwischen Anna Lipscher und Till Müller

Anna Lischper:

Du arbeitest ja mit verschiedenen Materialien von Holz bis Stein. Jedes Material hat seine spezifischen Anforderungen und erfordert ein bestimmtes Handwerk. Was reizt dich daran?

Till Müller:

Das ist ein gutes Stichwort, das mit dem Handwerk, weil ich aus diesem Bereich komme. Erst über das Handwerk kam ich in die künstlerische Sparte hinein, habe also das freie Kunststudium noch obendrauf gesetzt. Grundlage für die Entscheidung, für diesen Weg war, dass mich die Arbeit als Maurer oder Steinmetz oder Holzbildhauer allein, also gewissermaßen das rein dienstleistungsbezogene Arbeiten, nicht zufrieden gestellt hat. Ich hatte das Bedürfnis, die künstlerische Ebene mit einzubeziehen. Die Grundlage bildet meine Kenntnis des Materials, die ich im Handwerk gelernt habe.  

Anna Lischper: 

Ein Schwerpunkt deiner künstlerischen Arbeiten bildet die Verarbeitung ausgedienter Grabsteine.Da sind dir die Bereiche auf dem Friedhof, auf denen die abgeräumten und ja oftmals sehr vielfältigen Steine liegen, ein tolles Materiallager, oder?

Till Müller:

Mein Vater hat einen Steinmetzbetrieb, in dem ich schon lange mitarbeite. Da ist das Recycling alter Grabmale obligatorisch. Wir bauen sie etwa im Kundenauftrag zurück. Die ausgedienten Steine, die auf Friedhöfen gelagert werden, kommen oftmals in den Schredder. Da können wir uns dann eben teilweise frei dran bedienen oder Steine gegen kleines Geld abkaufen. Manchmal wirst du auch angesprochen: Hey, hier ist noch Material, was zu schade ist, um es zu schreddern oder kaputt zu hauen. Wollt ihr das haben? Und so hat sich da mittlerweile ein gewisser Fundus angesammelt, auf den ich dann zugreifen kann. Leider mit dem Risiko, dass das Sammeln Überhand nimmt. Ein Lager kann auch zu einem Friedhof für Geld mutieren.

Anna Lischper:

Wer mit Material wie Stein oder Holz arbeitet, der macht auch mal einen Arbeitsschritt, den man nicht rückgängig machen kann. Wie gehst du damit um?

Till Müller:

Ja, das kommt vor. Allerdings ist ja nach einer gewissen Zeit auch eine Expertise da oder eine Professionalität, das heißt, Fehltritte passieren eher selten. Auch da kommt die handwerkliche Vorausbildung zugute – die Arbeitsschritte, die sitzen.

Anna Lischper:

Würdest du sagen, dass dich deine handwerkliche Vorbildung diesbezüglich gut darauf vorbereitet hat, die Arbeiten so umzusetzen, wie du sie im Kopf hast?

Till Müller:

Das macht für mich einen Teil der künstlerischen Freiheit aus. Ich kenne nicht das Hemmnis, wie etwas umzusetzen ist, zumindest für meine Arbeiten.

Während des Studiums ist einem das aber durchaus ein bisschen angekreidet worden, dass man immer noch mit Holz oder mit Stein arbeitet, weil es ja so archaisch ist. Da gab es auch mal Professoren, die zu uns Leuten meiner Klasse, die immer noch relativ klassisch gearbeitet haben, sagten: Schon wieder so eine Holzskulptur! Macht mal was anderes. Es existiert auch die These an den Kunstakademien, dass einige Studenten handwerklich versaut sind, sich nicht mehr für die freie Arbeit öffnen können. Teilweise zu Recht. Ich sehe das eher so, dass man sich viel besser auf die freie künstlerische Arbeit konzentrieren kann, wenn man in der Lage ist ein Brett abzusägen. Man braucht nicht so viel Zeit damit zu verschwenden, in Tränen auszubrechen, weil wieder mal etwas an der falschen Stelle abgebrochen ist, oder ich eine Flex im Bein stecken habe. Aber auch sowas passiert.

Das vollständige Interview könnt ihr hier lesen.

 

Der Künstler Till Müller
Der Künstler Till Müller
© Museum für Sepulkralkultur, Kassel, Bildarchiv

Die Arbeiten von Till Müller

Drei Arbeiten von Till Müller wurden speziell für die Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur geschaffen. Sie greifen tiefgehende Themen wie Vergänglichkeit, Leben und Tod auf. Die wiederkehrenden Motive in seinen Holzreliefs – wie der Tod, die Lebensbäume, die Putten, die Steinköpfe und die Schlange – schaffen eine durchgehende, symbolische Erzählung über den Kreislauf des Lebens und die untrennbare Verbindung zu unserer Endlichkeit. Das Spiel mit Farben, wie die himmlischen Töne beim Lebensbaum, sowie die geisterhafte Darstellung des Todes, der eine Sanduhr hält, verstärken diese philosophische Auseinandersetzung.

Ein Holzrelief, das in Rot gefasst ist, zeigt eine lächelnde Totenfigur, die neben zwei Steinsköpfen dargestellt ist. In den anderen beiden Werken bildet der Lebensbaum das zentrale Motiv. Eines dieser Werke zeigt den Lebensbaum in hell erleuchtenden, fast himmlischen, sakralen Farben. An der gegenüberliegenden Wand wird der Lebensbaum ebenfalls als zentrales Motiv aufgegriffen, wobei er von einer Schlange umschlungen wird. Diese beißt in einen Apfel und wird von einer Puttendarstellung festgehalten. Unten am Lebensbaum befindet sich das Ende des Schlangenkörpers, der von einer Totendarstellung berührt wird. Der Tod hält eine Sanduhr in der Hand – die Zeit läuft ab.

Müllers Werke erinnern an Motive und Szenen von Hans Baldung Grien, einem deutschen Maler des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich um Motive, die auch in der Dauerausstellung des Museums zu finden sind, jedoch in einem anderen Kontext.

Müller selbst sagt, dass der wesentliche Anknüpfungspunkt seiner Arbeiten zum Museum das übergeordnete Thema „Endlichkeit des Lebens und seine Folgen“ sei.  Die Übergänge vom Hier und Jetzt zum Jenseits sind meist fließend, wie wir in den neuen Werken erkennen können. Der Lebensbaum steht in Verbindung mit dem Tod und der Zeit. 

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