Das Museum für Sepulkralkultur gibt es bereits seit 1992. Es ist dem Themenfeld Sterben, Tod, Bestattung, Trauer und Gedenken gewidmet. Durch Aufklärung, Beratung und Vermittlung in einem vielfältigen Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm gelingt es, Diskurse anzustoßen, die einerseits den Wandel der Sepulkralkultur lebendig begleiten und andererseits die Möglichkeit für eine bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit bieten.
Die zentralen Aufgaben des Museums für Sepulkralkultur und des zugehörigen Zentralinstituts bestehen darin, das kulturelle Erbe in den Bereichen des Bestattungs-, Friedhofs- und Denkmalwesens zu erforschen, zu fördern und zu vermitteln. Sie informieren die Öffentlichkeit über den gesellschaftlichen Konsens – aber auch über legitime Konflikte – zum Umgang mit Sterben, Tod und Trauer und veranschaulichen die damit verbundenen kulturhistorischen Hintergründe und Veränderungen. Das Fundament des Museums ist die im deutschsprachigen Raum gewachsene Sepulkralkultur. Objekte aus dem 15. Jahrhundert bis heute zeigen, wie in Deutschland bestattet, die Sterbenden begleitet und der Verstorbenen gedacht wurde. Auch werden gesellschaftliche Veränderungen, die wiederum Auswirkungen auf die hiesige Bestattungskultur haben, berücksichtigt.
Pflege, Erhalt, Erforschung und Vermittlung der deutschen Bestattungs- und Friedhofskultur machen einen wesentlichen Anteil der Arbeit des Museums, des Zentralinstituts und des Trägervereins aus. Die Friedhofskultur in Deutschland ist nicht zuletzt aufgrund dieser Aktivitäten am 13. März 2020 auf der nationalen Liste der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe eingetragen worden. Bund, Land Hessen und Stadt Kassel erkennen diese wertvolle Arbeit und ihre nationale Bedeutung an und unterstützen die Neukonzeption durch finanzielle Förderung.
Die Neukonzeption wird durch den Ausbau des kulturellen Bildungs- und Vermittlungsangebots und der Neuausrichtung der Dauerausstellung dieses Kulturerbe weiter stärken. Es soll u.a. ein neuer Fokus auf die Dauerausstellung gelegt werden, die momentan gegenüber den wechselnden Sonderausstellungen zurücktritt. Die Dauerausstellung trägt maßgeblich dazu bei, der Öffentlichkeit Geschichte, Bedeutung und Entwicklung der Sepulkralkultur in Deutschland näher zu bringen. Mehr noch: In besonderem Maße berücksichtigt die Neukonzeption den Wandel und die Diversifizierung der Gesellschaft. Sie trägt zu einem gesamtgesellschaftlichen Verständnis einer gemeinsamen Sepulkralkultur bei und fördert so auch die Inklusion von Bürger*innen unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauungen.
Nach aktuellem Stand wird das Museum dafür ab dem Jahr 2026 temporär geschlossen werden, um die Umbaumaßnahmen durchzuführen. Es wird aber nicht gänzlich unzugänglich sein, denn das Team plant, seine Veranstaltungen und Ausstellungen in andere Räume innerhalb der Kasseler Innenstadt zu transferieren. Dies gibt ebenso die Gelegenheit, den Themen des Museums an einem ganz neuen Ort zu begegnen.
2028 soll dann voraussichtlich die Wiedereröffnung stattfinden.
Da sich die gesamte Maßnahme noch in Planung befindet, werden alle Fortschritte und Termine künftig hier einzusehen sein.
„Damit das Museum mit seinem Thema die Möglichkeit hat, wirklich in die Gesellschaft zu wirken, soll es noch stärker als ohnehin schon zur Begegnungsstätte werden“
Direktor Dr. Dirk Pörschmann
Der Museumsbeirat befindet sich in Neuaufstellung. Sein erstes großes Projekt wird die Neukonzeption des Museums sein.
Um dem stetigen Wandel in der Friedhofs- und Bestattungskultur und den folglich sich ändernden Anforderungen der Museumsbesucher*innen an die Vermittlungsarbeit in unserer Einrichtung gerecht werden zu können, wurde es dringend erforderlich, die Dauerausstellung des Museums für Sepulkralkultur zu aktualisieren. Dafür gründete sich im Jahr 2017 erstmals ein temporärer „Wissenschaftlicher Beirat zur Neukonzeption der Dauerausstellung des Museums für Sepulkralkultur".
Position: Stv. Institutsvorstand Institut für Religionswissenschaft Uni Wien
Position: Geschäftsführerin des Hessischen Museumsverbandes e. V.
Ausgangspunkt der anstehenden Neukonzeption ist ein paar Jahre zurückgeschaut die Notwendigkeit, unsere Dauerausstellung zu erneuern – sowohl inhaltlich als auch ästhetisch und funktional. Im Zuge der Erweiterung und grundlegenden Sanierung gilt es daher auch, die Dauerausstellung neu zu gestalten, die seit der Eröffnung des Museums 1992 keine grundlegende Neuauflage erfahren hat. Dabei steht im Fokus, die Inhalte mit Blick auf die Gegenwart und aktuelle Entwicklungen der Sepulkralkultur zu aktualisieren und besonders die kulturelle, ethnische und religiöse Vielfalt unserer Sepulkralkultur in den Blick zu nehmen und geeignete Wege der Besucher*innenansprache und -partizipation zu erarbeiten. Auch das Besuchserlebnis für Kinder und Jugendliche soll mithin verbessert werden.
Ergänzend sollen auch die Sonderausstellungsbereiche und Funktionsbereiche neu geordnet werden, um das Besucher*innen-Erlebnis zu verbessern. So soll es einen neuen Ort auf der Terrasse geben, welcher für Veranstaltungen genutzt werden kann. Ein offener Innenhof, eine Bar, zusätzliche Sanitäranlagen und ein erweiterter Shop runden das Willkommen im Museum ab – auch wenn man (diesmal) nur einen Kaffee und den Ausblick genießen möchte. Die Sonderausstellungen werden andere Flächen erhalten als bisher und ein breiteres Wechselspiel von Fokus-Ausstellungen ermöglichen.
Wir sind gespannt!
Im Herbst vergangenen Jahres wurde das Team für die Neukonzeption des Museums für Sepulkralkultur um die Architekten des Büros Schulze Berger erweitert. Nun fiel im Frühjahr 2023 endlich auch die Entscheidung, wer für die Neugestaltung der neuen Dauerausstellung und der ersten Sonderausstellung nach der Wiedereröffnung verantwortlich sein wird. Damit sind die mit der meisten Spannung erwarteten Visionen und Personen benannt und an der Arbeit. Das Berliner Büro gewerkdesign wird uns in den nächsten Jahren dabei begleiten, unsere (und neue) Themen und Objekte in eine frische, zeitgemäße Ausstellung zu geleiten.
"Szenografische Gestaltung verstehen wir bei gewerkdesign als Sprache, die komplexe Inhalte begreift, übersetzt und vermittelt. Bei der Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex der Sepulkralkultur, war es uns wichtig, einen Perspektivwechsel für die Besucher*innen herbeizuführen und die Themen, denen sich das Museum konservatorisch, edukativ und diskursiv verschrieben hat, neu zu setzen."
Stefan Rothert, gewerkdesign
Auftaktraum bei Tag und bei Nacht, Projektion der Szenen auf luftdurchlässigem Mesh (Skizze)
© 2023 gewerkdesign Berlin
Die Entscheidung fiel, wie auch für Umbau und Sanierung, über einen europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb für Gestalter*innen. Der Gestaltungswettbewerb war als zweistufiges Verfahren organisiert, bei dem sich aus 30 bewerbenden Büros fünf für die weitere Teilnahme qualifizierten. Jenen fünf Büros wurde dann die Aufgabe gestellt, für zwei Stationen der künftigen Dauerausstellung ein Konzept zu entwickeln. Bearbeitet wurde eine sogenannte Auftaktsequenz ohne weitere Einschränkung bzgl. Themenschwerpunkt oder Objektauswahl sowie unsere historische Figurenreihe des „Zizenhausener Totentanzes“. Bewertet wurde neben den Entwürfen auch die Projektmanagementkompetenz der potenziellen Projektleitung. So waren wir in der Lage, die Handschrift und Arbeitsweise unserer neuen Partner*innen kennenzulernen. Für ihre Konzeptarbeiten erhielten die Teilnehmer eine Aufwandsentschädigung von 5.000 €. Der gesamte Prozess erfolgte entlang der seit 2019 neu geschaffenen Honorarordnung für Ausstellungsgestaltung (HOAS).
"Mit dieser Grundlage haben wir Verfahren und Auswahl in hohem Maße transparent und fair umsetzen können“, so der für das Wettbewerbsmanagement verantwortliche Dr. Stefan Kleßmann, welcher zudem die HOAS entwickelt hat. „Weiter lag ein besonderes Augenmerk darauf, auch kleinen und mittleren Gestaltungsbüros eine gute Chance auf diesen anspruchsvollen Auftrag einzuräumen."
Dr. Stefan Kleßmann
"Der Gestaltung und Struktur der Ausstellung liegt dabei der Impetus zugrunde, Sterben, Trauer und Tod in einen alltagsnahen Dialog zu holen und auch die Perspektive der Besucher*innen einzunehmen. Mit unserem Entwurf möchten wir Angebote für eine persönliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema schaffen und hoffen, damit einen Anstoß für Diskurse und Reflexionsprozesse geben zu können. Die konzeptionelle Grundidee für die Neugestaltung der Ausstellung besteht darin, unterschiedliche, frei wählbare Ansätze der Annäherung in Form von begehbaren szenografischen Skulpturen zu schaffen, welche die Besuchenden, die sie durchschreiten, in den Mittelpunkt stellen. Die Bestandsarchitektur des Museumsbaus von Wilhelm Kücker war dabei Inspiration und didaktische Maxime. Der lichtdurchflutete Glasbau mit seinen unterschiedlichen Ebenen und Ausblicken überzeugt durch seine Multiperspektivität und ist selbst begehbare Skulptur.
Insgesamt verfolgt die Neugestaltung der Ausstellung das Ziel, die Auseinandersetzung mit Sepulkralkultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen und dabei Raum für subjektive Perspektiven und gesellschaftliche Veränderungen zu lassen. Wir freuen uns darauf, dieses Vorhaben in den nächsten drei Jahren, gemeinsam mit dem Kurator*innen-Team sowie der Museumsleitung und unter Berücksichtigung der Pläne des Architekturbüros Schulze Schulze Berger, umzusetzen."
gewerkdesign
"Das interdisziplinär arbeitende Gestaltungsbüro gewerkdesign entwickelt seit 1992 maßgeschneiderte Lösungen für Ausstellungsräume, Grafik, Produkte, Medienanwendungen und andere Projekte unter Einbindung kreativer Mittel aus sämtlichen Disziplinen der Gestaltung, von Architektur und Szenografie, über Industrie- und Grafikdesign. Die Arbeit des Berliner Gestaltungsbüros zeichnet sich dabei vor allem durch einen integrativen, konzeptionellen Ansatz und eine intensive Beschäftigung mit den jeweiligen Anwendungsräumen, Situationen und inhaltlichen Themen der Projekte und ihrer Auftraggeber*innen aus.
Wirkungsvolle Gestaltung wird dabei als dynamischer Prozess verstanden, der sich insbesondere durch die Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven aller an einem Projekt Beteiligten und damit durch eine Bündelung von Wissen und Kompetenzen auszeichnet. gewerkdesign betreut alle Phasen von Grundlagenermittlung, über Entwurf, bis hin zur Umsetzung eines Projektes."
gewerkdesign
Das 1992 eröffnete MSK besteht aus der denkmalgeschützten Remise der ehemaligen Villa der Industriellenfamilie Henschel aus dem Jahr 1903/1904 und einem damit verbundenen Neubau des Architekten Wilhelm Kücker (München). Drei Jahrzehnte nach der Eröffnung benötigen Bauwerk und Museum eine grundlegende Sanierung, umfassende technische Ertüchtigung und Neuordnung.
Der erste Preis im Wettbewerb zur Neukonzeption, Sanierung und Erweiterung des Museums für Sepulkralkultur (MSK) in Kassel ging an das Büro Schulze Berger Architekten Stadtplaner BDA PartGmbB. Diesen und zwei weitere Preisträger hat das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Zvonko Turkali bestimmt. Die Mittel für die Vorplanung stellen das Land Hessen (759.000 Euro) und die Stadt Kassel (50.000 Euro) bereit.
„Das Sepulkralmuseum leistet sehr besondere Arbeit zu einer sensiblen Thematik, die wir oft aus unserem Leben ausblenden, und beleuchtet den Tod und den Umgang damit aus unterschiedlichen Perspektiven“, erklärt Angela Dorn, hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. „Mit der vorgesehenen Erweiterung erhält das Museum die Möglichkeit noch attraktivere Angebote für Besucherinnen und Besucher zu gestalten. Und die planerische Perspektive stärkt – das freut mich als Ministerin für Kunst und Wissenschaft besonders – die Forschungsarbeit des Instituts. Da auch der Denkmalschutz in mein Ressort fällt, möchte ich zudem den ebenso behutsamen wie bewussten Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand und die kreative Betonung historischer Bezüge des Siegerentwurfs hervorheben.“
„Das Museum für Sepulkralkultur geht auf nahbare wie innovative Weise mit den Thematiken von Tod und Sterben und ihren gesellschaftlichen Diskursen, kulturellen und historischen Dimensionen und persönlichen Fragestellungen um“, ergänzt Dr. Susanne Völker, Kulturdezernentin der Stadt Kassel. „Die Sanierung eröffnet zeitgemäße Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Ausstellungen, Forschung und Vermittlung in einem Museum, das in seiner thematischen Ausrichtung ebenso außergewöhnlich wie relevant ist.“
„Für unsere einzigartige Institution ist das Ergebnis des Wettbewerbs ein großer Schritt, um unser Haus in die Zukunft zu führen und die regionale wie nationale Bedeutung des Museums und Zentralinstituts für Sepulkralkultur weiter zu stärken. Die Arbeit an einem zeitgemäßen Endlichkeitsbewusstsein wird hierdurch auch weiterhin in gesellschaftsrelevanter Weise möglich sein“, sagt Dr. Dirk Pörschmann, Direktor des MSK.
Den 1. Preis erhielt das Büro Schulze Berger Architekten Stadtplaner BDA PartG mbB aus Kassel für den Vorschlag, die Terrasse in Anlehnung an die historische Situation mit einem Multifunktionsraum zu überbauen, der für alle Formen von Veranstaltungen genutzt oder auch dem Café zugeschlagen werden kann. Er bietet den Besucherinnen und Besuchern einen Blick in die Kasseler Südstadt und die Fuldaaue. Die historische Tordurchfahrt wird als Eingang reaktiviert und führt in den Innenhof, der künftig frei von Einbauten und Überdachungen die historische Bausubstanz des Remisengebäudes wieder erfahrbar werden lässt. Hier können sich Besuchergruppen sammeln und auf den Besuch des Museums vorbereiten oder Gäste aufhalten, die das Café oder den Museumsshop besuchen möchten. Die geforderte Nutzungsmöglichkeit des Veranstaltungsbereichs unabhängig vom Museumsbetrieb ist in dieser Arbeit aus Sicht der Jury auf besonders gute Weise gewährleistet.
Der 2. Preis ging an Osterwold+Schmidt-Architekten aus Weimar für die Idee, den Innenhof vollständig mit einer mehrgeschossigen Holzkonstruktion zu überbauen, die das geforderte Raumprogramm aufnimmt. Durch die Komprimierung der baulichen Ergänzung über dem heutigen Innenhof kann die Aufstockung des Dachs auf ein Minimum reduziert und eine großzügige Dachterrasse mit imposantem Fernblick angeboten werden. Die Dachaufstockung beschränkt sich dabei auf den exponiert in der Mitte gelegenen Multifunktionsbereich. Die Tordurchfahrt wird zum Haupteingang, der die Besucherinnen und Besucher zu einem großzügigen Foyer auf der Fläche des heutigen Innenhofs führt.
Den 3. Preis gewann das Büro Peter Zirkel Architekten aus Dresden, das mit einer großflächigen Öffnung der historischen Ostfassade der Remise – die durch den Museumsneubau von Wilhelm Kücker zur Innenwand wurde – die Verbindung zwischen Alt- und Neubau stärkt. Hierzu wird das heutige Erschließungssystem in der sogenannten Fuge zwischen den Gebäudeteilen komplett verändert. Die neu entstehende innere Achse soll unter Inkaufnahme erheblicher Eingriffe in die historische Bausubstanz Licht und Luft in das Gesamtensemble bringen und neue Raumerlebnisse ermöglichen.
Der Wettbewerb war als nichtoffener Realisierungswettbewerb im anonymen Verfahren mit vorangestelltem Bewerbungsverfahren ausgelobt. Insgesamt nahmen zwölf Büros aus dem In- und Ausland teil. Unterstützt wurde das Preisgericht durch eine Vielzahl von Sachverständigen aus den Bereichen Denkmalpflege, Kultur- und Museumswesen, den Fachämtern der Stadt Kassel, den Zuwendungsgebern Bund, Land und Stadt sowie der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. Die Wettbewerbsorganisation übernahm das Büro ANP aus Kassel.
Zum Wettbewerbsverfahren ergänzt der Vorsitzende des Preisgerichts, Prof. Zvonko Turkali: „Die eingereichten Beiträge weisen durchgängig eine sehr hohe Qualität auf. Die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit bietet eine hervorragende Grundlage für eine behutsame Sanierung des Bestandes und seine deutliche funktionale Aufwertung. Die vorgesehenen baulichen Maßnahmen schaffen räumliche Situationen, die das Museum zu einem attraktiven und zugleich unverwechselbaren Ort machen.“
Die Wettbewerbsaufgabe konzentrierte sich auf die baulichen und räumlichen Aufgaben in beiden Gebäudeteilen. Der Fokus der Umstrukturierung liegt dabei auf der denkmalgeschützten Remise mit neu zu planendem Veranstaltungsbereich, Konferenz- und Seminarräumen, Bibliothek, Empfang mit Museumsshop sowie Verwaltungsräumen. Im Neubau soll die raumklimatische Situation verbessert und eine funktionale Aufwertung des Baus im ästhetischen Einklang mit dem Altbau ermöglicht werden.
Das besondere Augenmerk liegt darauf, dem historischen Gebäude gerecht zu werden und sowohl der ursprünglichen Substanz als auch den Spuren der Überbauung aus Nachkriegszeit und Museumsneubau aus den 1980er/ 1990er Jahren sensibel zu begegnen.
29. November 2019
Das im Jahr 1992 eröffnete Museum für Sepulkralkultur in Kassel erhält aus Bundesmitteln 50 Prozent der Investitionskosten (Gesamtkosten 14 Mio. Euro), die für die inhaltliche Neukonzeption der Dauerausstellung, energetische Sanierung sowie Erweiterung der Funktionsbereiche erforderlich sind. Die Mittel werden aus dem Haushalt der Beauftragten für Kultur und Medien, Frau Staatsministerin Prof. Monika Grütters, zur Verfügung gestellt.
Prof. Monika Grütters: „Das Sepulkralkultur Museum lebt von seinem ungewöhnlichen Thema. Es hat sich damit zu einem außerordentlichen Kultur- und Erinnerungsort entwickelt und beweist eindrucksvoll, dass die Themen Sterben, Tod, Trauer und Bestattung fester Bestandteil unserer Kultur sind. Mit diesem elementaren Thema spricht das Museum unterschiedslos uns alle an. Wenn es um die große Frage vom Anfang und Ende des Lebens geht, um Nachdenkliches, um Einkehr und um Transzendenz, dann berührt das seine Besucher immer sehr. Wegen der Bedeutung dieser Thematik beteiligt sich der Bund gerne an der Sanierung des Museums.“
Das Museum für Sepulkralkultur besteht als Kultureinrichtung von bundesweiter Bedeutung seit 1992. Es wurde dem bereits 1979 gegründeten Zentralinstitut für Sepulkralkultur angegliedert. Das Museum rückt das Thema Bestattungskultur in den Mittelpunkt seiner Vermittlungsarbeit und veranschaulicht Kontinuitäten und Brüche im Umgang mit Sterben, Tod, Bestatten, Trauer und Gedenken. Architektonisch besteht das Museum aus dem historischen Bestandsbau – der ehemaligen Remise der Henschel-Villen (1903/1904) – und dem daran angeschlossenen, musealen Neubau, der beide Einheiten städtebaulich zu einem signifikanten Ensemble zusammenführt.
Nach fast drei Jahrzehnten des Betriebs benötigt das einzigartige Museum eine Neukonzeption der Dauerausstellung, die den aktuellen Stand des gesellschaftlichen Diskurses und der wissenschaftlichen Forschung widerspiegelt. Zudem ist eine grundlegende Renovierung und hierbei vor allem eine elementare Verbesserung der Klima- und Lüftungstechnik an die energetischen und konservatorischen Anforderungen eines zeitgemäßen Museumsbetriebs erforderlich.
Direktor Dr. Dirk Pörschmann: „Dass unser Museum für die dringend notwendigen Aktualisierungen der Dauerausstellung und die Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten nun finanzielle Unterstützung erfährt, ist ein großes Glück und ein Verdienst des ganzen Teams. In vielen Jahren kreativer und konstanter Arbeit hat sich das Museum für Sepulkralkultur als bundesweit einzigartige Institution etabliert. Wir arbeiten für die Gesellschaft, indem wir die Themen Sterben, Tod, Bestattung und Trauer in vielfältiger Weise in das Bewusstsein der Menschen bringen.“
Die inhaltliche Neukonzeption vermittelt das facettenreiche Verhältnis des Menschen zum Tod. Dieses wird insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung sowie von Migrationsbewegungen durch aktuelle multikulturelle, ethische, soziologische, medizinische, sozialpsychologische, theologische und naturwissenschaftliche Aspekte im Umgang mit Sterben und Tod veranschaulicht.
Der Kasseler SPD-Bundestagsabgeordnete Timon Gremmels und der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle haben es sich nicht nehmen lassen, am Eröffnungsabend der Ausstellung „LAMENTO. Trauer und Tränen“ (15.11.2019) mit dem versammelten Publikum ihre große Freude über die Bewilligung der Bundesförderung zu teilen. Zudem wurden bereits Haushaltsmittel der Stadt Kassel zugesagt. Kulturdezernentin Susanne Völker betonte: „Das Museum für Sepulkralkultur nimmt in der bundesdeutschen Museumslandschaft eine Sonderstellung ein. Mit seinem inhaltlichen Fokus berührt das Haus zentrale Aspekte des menschlichen Seins, denen in unserer modernen Gesellschaft oft wenig Raum zugestanden wird. Seit seiner Gründung vor 27 Jahren eröffnet das Haus stets aufs Neue innovative, informative und lebensbejahende Blickwinkel durch vielfältige Ausstellungen und Veranstaltungen. Ich freue mich, dass dem Museum für Sepulkralkultur nun eine Perspektive für eine Modernisierung und zeitgemäße Entwicklung geschaffen wird.“
Aktuell finden Verhandlungen mit dem institutionellen Förderer des Museums, dem Land Hessen, statt, um bald Planungssicherheit zu haben. Die Hessische Justizministerin und Kasseler CDU-Vorsitzende Eva Kühne-Hörmann sagte, das Museum sei neben der documenta eine „weitere, in Deutschland einzigartige Kulturinstitution“, die ihren Sitz in Kassel habe. Die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) sowie der Verband der Diözesen Deutschlands (VDD) hatten von 2017 bis 2018 die Entwicklung der nun vorliegenden „Vision für die Zukunft“ finanziell gefördert. Das Museum für Sepulkralkultur erhofft sich im Bereich der Kosten für die Einrichtung der aktualisierten Dauerausstellung weitere Unterstützung der beiden christlichen Kirchen sowie vielfältige Förderer und Spender, um den notwendigen Eigenanteil aufbringen zu können.
Auf unserer Presseseite finden Sie u. a. hochauflösendes Bildmaterial und weitere Presseinformationen. Dort können Sie auch einen Pressezugang beantragen.
Wir halten Sie an dieser Stelle über unsere Präsenz ab Baubeginn auf dem Laufenden!
Da neben der Verwaltung und den Lagerflächen auch die gesamte Ausstellungsfläche temporär geräumt werden muss, benötigt das Museum für die Umbauzeit Ausweichräume vorzugsweise in der Kasseler Innenstadt.
Diese Maßnahme ist von großer Bedeutung für das weltweit einmalige Museum für Sepulkralkultur. Es soll die permanente Verfügbarkeit für Interessierte und nicht zuletzt seine Sichtbarkeit in der Gesellschaft aufrechterhalten.
Für den Zeitraum der Auslagerung strebt das Museum eine Fläche an, die über folgende Kriterien verfügen sollte:
Gute Sichtbarkeit in der Kasseler Innenstadt
Für den Ausstellungs- und Veranstaltungsbesuch würden keine Eintrittsgelder erhoben werden, daher ist ein Kassenbereich nicht nötig.
Telefon: 0 561 / 918 93 0
Fax: 0 561 / 918 93 10
Weinbergstraße 25-27
34117 Kassel
Das Projekt „Neukonzeption“ wird mit rund 14 Mio von Bund, Land Hessen und Stadt Kassel gefördert. Bei Übersteigen dieser Summe muss und wird die Bauherrin die anfallenden Kosten tragen.
Das Projekt ist insbesondere von seinem Facettenreichtum geprägt, der das wissenschaftliche Team vor immer neue Herausforderungen, aber auch Freuden, wie etwa den „Visionen für die Zukunft“, stellt. Die langjährige Planungsphase, die durch unvorhersehbare Einschnitte wie etwa die Verzögerungen durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde, hat auch dazu beigetragen, dass wir weiterer Förderung bedürfen. Insbesondere der Aspekt der Baukostensteigerung, die in der ursprünglichen Grobkostenschätzung aus dem Jahr 2019, als das Ende des Projektes noch früher angesetzt war, nur bis 2024 einberechnet war, stellt eine finanzielle Mehrbelastung dar.
Telefon: 0 561 / 918 93 0
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Ein Posten, welcher grundsätzlich nicht durch unsere Förderer gedeckt werden kann, ist eine Projektleitung für die Neukonzeption. Für jede Ausstellung und jedes Projekt im Museum für Sepulkralkultur wird eine Projektleitung aus dem Team oder extern eingesetzt, bei der die zahllosen Fäden zusammenlaufen und die inhaltlich und administrativ das Fortschreiten und Gelingen im Blick hat. Paradoxerweise ist dies gerade für jenes komplexe und langjährige Großprojekt nicht durch unsere Zuwendungsgeber gesichert. Hier wurde erst mit Jahresbeginn 2023 eine neu hierfür geschaffene Stelle besetzt. Möglich gemacht haben dies für zwölf Monate das Sponsoring der Ahorn Gruppe, des Freundeskreises des Museums für Sepulkralkultur und der in Kassel ansässigen Banken Sparda-Bank Hessen eG, Kasseler Sparkasse und die Evangelische Bank eG. Dafür danken wir den genannten sehr herzlich und mit hörbarem Aufatmen. Nachdem die ersten zwölf Monate finanziert sind, müssen wir schon wieder mit viel zu schnellen Schritten auf Sponsorensuche gehen, denn die Dringlichkeit einer Projektleitungsstelle bleibt bis zur Realisierung des Projekts und der Neueröffnung des Museums im Spätsommer 2027 weiterhin bestehen.
Ahorn Gruppe
Die Ahorn Gruppe vereint derzeit mehr als 65 Bestattungsmarken und über 270 Filialen in Deutschland unter ihrem Dach. Im Laufe ihrer Geschichte hat sie weit mehr als 2,5 Millionen Menschen bestattet und deren Angehörige begleitet. Sie ist über zwei Jahrhunderte durch Zusammenschlüsse gewachsen und hat sich dank neuer Menschen, neuer Aufgaben und neuer Unternehmungen weiterentwickelt. Die Mitarbeitenden eint die gemeinsame Mission, die Verantwortung als Marktführerin gegenüber Verstorbenen und Trauernden wahr- und ernstzunehmen.
Sparda-Bank Hessen eG
Kasseler Sparkasse
Als führender Finanzdienstleister übernimmt die Kasseler Sparkasse auch gesellschaftliche Verantwortung und investiert einen erheblichen Teil ihrer Erträge in gemeinnützige Projekte von Vereinen in Stadt und Landkreis. Die Förderungen fließen in die Bereiche Kultur, Wissenschaft, Soziales und Sport. 2022 unterstützte die Kasseler Sparkasse mehr als 643 Projekte mit 1.337.000 Euro.
Evangelische Bank eG
Nachhaltigkeit unter der sozialen und ethischen Verantwortung steht bei allen Zuwendungen durch die Evangelische Bank im Fokus. Alle Spendengelder kommen Projekten zugute, die einen starken Beitrag zu Menschlichkeit, Achtsamkeit und Solidarität leisten.
Freundeskreis des Museums für Sepulkralkultur
Der Freundeskreis des Museums für Sepulkralkultur fördert mit den Jahresbeiträgen der Mitglieder, Spenden und Engagement hervorstehende Vorhaben des Museums.
Ebenfalls nicht ausreichend gefördert sind Mieten für Interimsräume, welche wir dringend benötigen, um die Sichtbarkeit des Museums aufrechtzuerhalten. Hier sind wir auf Unterstützung angewiesen, um nicht während der gesamten Bauphase unsere Tätigkeiten im Bereich Ausstellung, Vermittlung, Fortbildung und Veranstaltung einstellen zu müssen. Da wir weltweit das einzige Museum für Sepulkralkultur sind, ist eine Schließung keine Option.
Ein weiterer Punkt, der explizit erst durch Sponsoring möglich gemacht werden kann, ist die Erweiterung unserer Sammlung. Bisher setzt sie durch ihre Tradition seit Gründung des Zentralinstituts für Sepulkralkultur 1979 einen Schwerpunkt auf christlich-abendländische Traditionen und Objekte. Die Sepulkralkultur einer Gesellschaft in Deutschland, innerhalb derer sich die Aktions-, Reaktions- und Objektkultur durch die Diversität der Gesellschaft selbst als divers darstellt, rückt stattdessen nun in den Fokus. Hierfür gilt es, die Sammlung um entsprechende Objekte zu ergänzen, um Praktiken verschiedener und miteinander verschränkter religiöser und kultureller Prägungen vermitteln zu können. Das Museum kann und möchte damit zu einem gesamtgesellschaftlichen Verständnis einer gemeinsamen Sepulkralkultur beitragen und den Gemeinsinn von Bürger*innen unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauungen fördern.
Daher sind wir sehr dankbar für jedes Engagement, das uns hilft, unser Vorhaben auch für die kommenden Jahre zu finanzieren!
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut für Sepulkralkultur
Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25–27
D-34117 Kassel | Germany
Tel. +49 (0)561 918 93-0
info@sepulkralmuseum.de