13. Oktober 2023
17:00 – 21:00 Uhr
Kosten:
60,- € pro Person
Anmeldung unter museum@sepulkralmuseum.de oder 0561 918 93 15
Eine Kooperation des Museums für Sepulkralkultur mit dem Bio-Restaurant Weissenstein
Matjes, Honigbrot, Essiggurken oder doch lieber Butterlochkuchen? Was essen und trinken wir, wenn wir trauern? Was macht uns den Abschied eines geliebten Menschen leichter? Welcher Geschmack spendet Trost? Die Vorstellungen, was die Geschmackszellen der Trauernden beim Leichenschmaus erreichen soll, und wie dieser gestaltet wird, sind vielfältig. Das Museum für Sepulkralkultur und das Restaurant Weissenstein greifen dieses Thema jetzt auf. Mit „Eine*r fehlt – Leichenschmaus gestern und heute“ soll ein Rahmen geschaffen werden, um über den Zusammenhang von Trauer und Essen zu sprechen und über die ganz persönliche Sicht auf das wertvolle Ritual Leichenschmaus. Über das Gefühl, wenn eine*r fehlt und über das, was es dann braucht.
Die Veranstaltung knüpft an die aktuelle Sonderausstellung des Museums „Trost – Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“ an, die das Phänomen Trost aus verschiedenen kulturellen, religiösen und künstlerischen Perspektiven beleuchtet und reflektiert, wie wir Verlusterlebnissen und den damit verbundenen Schmerzen begegnen können – der sinnliche Zugang zum Thema der Ausstellung soll in dem neuen Veranstaltungsformat noch präsenter werden.
„Ein Frühstück ohne Honigbrot wäre für sie undenkbar gewesen“ – Warum soll es zum Abschied nicht genau das geben, was der oder die Verstorbene selbst gern aß? Die Veranstaltung „Eine*r fehlt“ beginnt in der Sonderausstellung „Trost“. An der Stelle, wo Besucher*innen mit Tafelkreide Fragen beantworten können wie „Hast Du Rituale, die Dich trösten?“, „Welche Speisen gibt es bei Deiner Trauerfeier?“ und „Welche Musik spendet Dir Trost?“ nehmen die Gäste an einer großen Tafel Platz. Mit kulturhistorischen und soziologischen Impulsen gespickt, soll es in diesem ersten Gang darum gehen, miteinander ins Gespräch zu kommen.
„In Ritualen verbinden wir uns immer wieder mit unseren Verstorbenen. Rituale halten diese Verbindungen lebendig, und darin liegt ein großes Trostpotenzial“, sagt Museumsdirektor Dr. Dirk Pörschmann. Gemeinsam essen stiftet auch Gemeinschaft. Jedes Familienmitglied, alle Freunde und Trauernden versammeln sich. Über den Vorgang des Nahrung-zu-sich-Nehmens verbindet man sich und das gibt Trost. „Essen und Trinken sind die Essenz unserer Lebendigkeit. Wir können nicht ohne. Im Leichenschmaus wenden wir uns dem Leben zu: einem Leben ohne die reale Präsenz der Verstorbenen, aber mit einem intensiven geistigen, emotionalen oder seelischen Kontakt. Im Gespräch mit anderen teilen wir unsere Erinnerungen über die Toten. Wir verinnerlichen sie.“
Der zweite Gang ist ein Gang im wahrsten Sinne des Wortes. Gemeinsam geht es zu Fuß zum nahegelegenen Restaurant Weissenstein. Wegbegleiter ist die Frage „Was hat Dich zuletzt getröstet?“. Im Zweiergespräch soll dieser Frage nachgegangen werden.
Die Antworten sind Thema des Tischgesprächs im dritten Gang. Die Gäste nehmen an einer großen Tafel im Bio-Restaurant Weissenstein Platz. Hier gibt es nun den eigentlichen Leichenschmaus. „Ich habe dieses Ritual als sehr karg in Erinnerung, mit Kaffee und trockenem Kuchen“, sagt Weissenstein-Mitbegründer und Bio-Landwirt Stefan Itter. „Da steht dann ganz klar der gemeinschaftliche Akt im Vordergrund. Leichenschmaus kann aber auch sein: Wir sitzen gemeinsam an einer festlich gedeckten Tafel und essen gut.“
Gemäß dem Credo des Bio-Restaurants werde es authentische, frische und regionale Küche geben, mit und ohne Fleisch, zubereitet von Kochhandwerker René Müller. Das Fleisch wird von Stefan Itters Biobauernhof in Kirchberg stammen, für den der Tod zum Alltag gehört. Hier schließt sich der Kreis: Die Trost-Ausstellung im Museum für Sepulkralkultur greift das Thema Leichenschmaus auf, auf seinem Hof zieht er Tiere groß mit dem Wissen, dass sie eines Tages gegessen werden. „Wenn man Fleisch isst, ist ein Tier gestorben. Das ist zwar etwas anderes, als wenn ein Mensch stirbt, aber es geht auch um Tod und Abschied.“
Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V.
Zentralinstitut für Sepulkralkultur
Museum für Sepulkralkultur
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