IM STRUDEL GEFANGEN. Sonderführung zu MAHLSTROM IM STRUDEL GEFANGEN. Sonderführung zu MAHLSTROM
IM STRUDEL GEFANGEN. Sonderführung zu MAHLSTROM

 

27. März 2024 | 17 Uhr

Nur Museumseintritt

Anmeldung unter museum@sepulkralkultur.de oder über 0561 918 93 0

IM STRUDEL GEFANGEN

Kann man sich etwas von der Seele zeichnen? Führung und Gespräch durch MAHLSTROM.

Mittwoch, 27. März 2024 | 17 Uhr | Museum für Sepulkralkultur

 

Kann man sich etwas von der Seele zeichnen? Manche Menschen beantworten diese Frage mit einem klaren „Ja“. Sie verarbeiten große Lebensthemen auf kreative und künstlerische Art und Weise, sind davon überzeugt, dass es hilft. Anhand der zeichnerischen Arbeiten von Adolf Buchleiter, die derzeit in der Kabinettausstellung MAHLSTROM gezeigt werden, wollen wir uns dieser Frage annähern. Mit dabei sind Renate Rothkegel, die langjährige Lebensgefährtin Buchleiters, und Prof. Dr. Reinhard Lindner, Professor für Theorie, Empirie und Methoden der Sozialen Therapie (Uni Kassel), Psychiater und psychodynamischer Psychotherapeut.

Am 29. Februar 2000 wurde der deutsche Zeichner, Maler und Bildhauer Adolf Buchleiter von seinen eigenen Bildern erdrückt. Es waren die großformatigen und gerahmten Zeichnungen aus seinem Zyklus zu Dantes Göttlicher Komödie – Arbeiten, die auch eine inhaltliche Schwere prägt. Die Ausstellung MAHLSTROM zeigt sein Triptychon „Das Paradies ist eine Polonaise“, das aus drei Großzeichnungen besteht, sowie künstlerisch bearbeitete Fotografien aus der Reihe „Soldatenspiele“, in denen die allgegenwärtige Traumatisierung von Soldat*innen im Krieg aufscheint.

Buchleiter war einer, der die Zeichnungen aus sich heraus entstehen ließ. „Er fing nie vor zehn Uhr an, arbeitete dann aber auch bis nachts um 3 Uhr“, erinnert sich Renate Rothkegel, die langjährige Lebensgefährtin Buchleiters. Die Bilder drängten geradezu aus seiner Innenwelt in die Realität. Sie scheinen ihn bedrängt zu haben, bedenkt man den permanenten Schaffensdrang. Bis ihn schließlich seine materialisierten inneren Bilder, seine selbst geschaffenen Bildwelten, überwältigten – ohne Frage ein tragischer Tod, aber im Kontext seines Schaffens auf seltsame Weise konsequent.

Buchleiter ist 1929 in Heidelberg geboren, musste noch als Jugendlicher mit dem sogenannten Volkssturm in den Krieg ziehen. Er sah Kollaborateure an den Bäumen hängen – Bilder wie diese begleiteten ihn sein Leben lang. Selbst floh er damals mit einem Freund aus dem Krieg. Als er zurück in Heidelberg war, litt er unter der Falschheit der Nazis, die, um sich selbst zu retten, weiße und amerikanische Flaggen gehisst hatten.

Renate Rothkegel, die die letzten 18 Jahre seines Lebens mit ihm zusammenlebte, erinnert sich an ein von ihm geschaffenes Gemälde eines Sonnenaufgangs. Eines nachts um zwei Uhr habe er gesagt „es ist so weit“ und gestaltete den Sonnenuntergang um zu einem Panzer. Er hatte vom Ausbruch des Kuweit-Kriegs erfahren. Eine Verzweiflung über die Welt trug er bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in sich. So waren es wohl seine eigenen Kriegserfahrungen, die ihn zur Reihe „Soldatenspiele“ führten: etwa 20 Fotografien, die er selbst entwickelt hatte und mit Graphit, Farbstift und Kugelschreiber überzeichnete. „Buchleiter war ein Unzeitgemäßer, von einer gewissen Auflehnung gegen die Welt, wie sie sich darbot.“

 

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